Chronik/Österreich

Wassersport auf Österreichs Seen: Die unterschätzte Gefahr

Ein Notruf setzt die Einsatzkräfte am Neusiedler See in höchste Alarmbereitschaft. Ein Schiff mit vier Personen an Bord ist bei Podersdorf gekentert. Fast zeitgleich geraten zwei Urlauber am Millstätter See in Kärnten in Seenot. Auch hier kentert das Boot. Geschehen ist das vor wenigen Tagen. In beiden Fällen hatten die Wassersportler Glück: Alle konnten unverletzt gerettet werden. Doch nicht immer gehen die Unfälle so glimpflich aus.

Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) haben sich im Vorjahr etwa 4900 Österreicher beim Schwimmen und rund 2000 Personen bei der Ausübung anderen Wassersportarten so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. 33 weitere Personen kamen in österreichischen Gewässern ums Leben.

Risikobereitschaft

Ob es Unwissenheit oder Risikobereitschaft ist, die Wassersportler in Gefahr bringt, sei nicht immer eindeutig zu beantworten, erklärt Alexander Pamer von der Österreichischen Wasserrettung (ÖWR). „Das hängt oft von der einzelnen Wassersportart und vom Gewässer ab. Oft ist es einfach Selbstüberschätzung – ob bewusst, oder unbewusst“, erklärt Pamer. Vor allem bei Tauchgängen in tiefe Gewässer, wie dem Attersee (siehe Zusatzbericht rechts), würde eine solche Selbstüberschätzung oft böse enden. Bei der Wasserrettung in Kärnten etwa beobachte man vermehrt „Adrenalin-Junkies, die ihr Risiko ausloten“.

Mehr Sportler

Durch die Zunahme der Wassersport-Angebote ist in den vergangenen Jahren parallel dazu die Zahl der Unfälle gestiegen. Denn während vor zwanzig Jahren noch Segeln als DER Wassersport gegolten habe, reiche die Angebotspalette heute bereits vom Stand-Up-Paddeling, über Kitesurfen bis hin zum Wakeboarden. Laut Mikrozensus von 1985 gab es damals rund 230.000 Wassersportler in Österreich. „Die Zahl hat seither sicher zugenommen“, sagt Markus Griessler, Sprecher der Bootswirtschaft. Aktuelle Zahlen kann er noch nicht nennen. Eine Studie sei aber bereits in Auftrag gegeben worden, sie wird im Herbst präsentiert.

Es ist aber nicht immer die Risikobereitschaft, die den Spaß im Wasser tragisch enden lässt, wie Freddi Lang vom Wassersportzentrum in Mörbisch am Neusiedler See erklärt. Beim KURIER-Lokalaugenschein zeigt sich der Himmel wolkenlos. Es scheint, als könnte nichts das Wässerchen trüben. Doch der pannonische Steppensee sei tückisch und bedarf Erfahrung, warnt Lang. Während in einer Wetterecke ungetrübter Sonnenschein herrsche, könne sich schon an der nächsten Ecke Gewitterwolken zusammenbrauen.

Aber wie kann ein so seichtes Gewässer, das maximal 1,80 Meter tief ist, den Sportlern so leicht zum Verhängnis werden? Freddi Lang: „Durch die geringe Wassertiefe und die große Fläche (320 km², Anm.) können bei Schlechtwetter rasch hohe Wellen von einem Meter und mehr entstehen. Die Strömung ist dann so stark, dass man nicht mehr stehen kann.“ Auch schwimmen sei schwierig. Wer keine Erfahrung habe werde sich schwertun, ans Ufer zu gelangen, erklärt der Profi.

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Warnungen ignoriert

Neben der Wasserrettung sind auch drei Boote der Polizei am Neusiedler See im Einsatz. 100.000 Gäste pro Tag sind keine Seltenheit, heißt es von der Polizei. Der See werde von den 7000 Bootsbesitzern genutzt und gilt als Eldorado für Wassersportler.

Sturmwarnungen würden immer wieder ignoriert. „Ein guter Sportler muss sich vorher informieren und das Gefahrenpotenzial abschätzen“, sind sich die Einsatzkräfte einig. Segel-Staatsmeister Lang hat noch einen Tipp: „Auch wenn es Erwachsenen uncool vorkommt – auch im seichten See ist es mit Schwimmweste sicherer.“

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Sicherheitstipps

Revier Für alle Wassersportarten gilt: Holen Sie immer Wetter- und Windinformationen für das Revier ein (Windstärke, Strömungen, Untiefen, Wellenhöhe).

Ausrüstung Kontrollieren Sie die Ausrüstung genau. Denken Sie an angemessene  Kleidung (etwa Neoprenanzug oder Segelhandschuhe), aber  auch an Sonnenschutz und genug Wasser.

Befähigung Erfahrung und Fitness prüfen.  Reicht das Können für das Revier?


Nicht alleine Beim Kiten sollte man niemals alleine aufs Wasser gehen. Aufeinander aufpassen ist oberstes Gebot. Auch bei anderen Wassersportarten gilt: Informieren Sie Bekannte oder Verwandte über den Ausflug.  Beim Schwimmen:  Kinder nicht aus den Augen lassen. „Die meisten Unfälle passieren im Umkreis von zehn Meter“, sagt der Präsident des Zivilschutzverbandes  Johann Rädler. Zivilschutzverband und  Wasserrettung haben, um auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die Kampagne „Sicher durch den Sommer“ gestartet.

Im Notfall Wird ein Unfall  beobachtet, sollte man sofort den  Notruf absetzen.  Falls es möglich ist  – und man sich dabei nicht selbst in Gefahr begibt – , muss man versuchen, den Verunfallten zu retten. Wenn notwendig:   Rasch Lebensrettende Sofortmaßnahmen durchführen. Bei einem Unfall beim Segeln oder Surfen  bleiben Sie in  der Nähe des Bootes bzw. des Brettes, um sich dort  anhalten zu können.