Chronik/Österreich

Verteidiger des Wiener Terrorverdächtigen: "Vom Bombenbau sind wir weit entfernt"

Lorenz K., der 17-jährige Terrorverdächtige von Wien, sitzt seit Sonntagnachmittag in einem Beobachtungs-Haftraum der Justizanstalt Josefstadt. Montagvormittag hat mit Wolfgang Blaschitz ein Rechtsanwalt seine Verteidigung übernommen, der schon viele IS-Verdächtige vertreten hat.

Blaschitz hatte zwei Stunden Zeit, sich mit dem Austro-Albaner über die Vorwürfe zu unterhalten. Sein Eindruck: „Der Bursche ist von einem Staatsfeind und asozialen Taugenichts meilenweit entfernt.“ Laut dem Verteidiger hat die einjährige Haftstrafe wegen gefährlicher Drohung, Urkundenunterdrückung und Körperverletzung den damals 15-Jährigen aus der Bahn geworfen. „Ein Bekannter von ihm hat sich im selben Gefängnis in der U-Haft erhängt. Das hat ihn auch mitgenommen“, erklärt Blaschitz.

IS-Sympathie

Nach seiner Entlassung im August 2015 habe er Sympathien für das Gedankengut des Islamischen Staates (IS) entwickelt. „Seine Motivation war eine politische. Er hat es verurteilt, dass die USA und andere Staaten in Syrien Bomben abwerfen“, sagt Blaschitz. Als er sich jedoch mit den Gräueltaten des IS näher beschäftigte, sei er rasch wieder davon abgekommen. „Von einem Bombenbau oder Anschlag sind wir weit entfernt“, so der Anwalt.

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"Er ist bereit, Namen zu nennen"

Dass der 17-Jährige verdächtigt wird, zusammen mit einem 21-jährigen Komplizen in Neuss in Nordrhein-Westfalen an der Herstellung eines Sprengsatzes gearbeitet zu haben, will Blaschitz noch nicht kommentieren. Er bekomme erst in den nächsten Tagen Akteneinsicht. Seinen Informationen nach werden dem 17-Jährigen Whatsapp-Nachrichten vorgehalten, in denen es um Anleitungen zum Bau eines Sprengsatzes geht.

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„Er kooperiert aber voll mit der Polizei. Auf Grund seiner Informationen konnte der zweite Verdächtige in Deutschland überhaupt erst festgenommen werden. Er ist auch bereit, Namen zu nennen.“

"Für die Eltern ist eine Welt zusammengebrochen"

KURIER-Informationen zufolge soll Lorenz K. durch die Bekanntschaft zu einem Mädchen in deutsche Salafistenkreise geraten sein. Erst im Dezember hatte er zwei Wochen bei dem mutmaßlichen Komplizen in Neuss verbracht.

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Blaschitz hat sich am Montag auch mit den Eltern des Terrorverdächtigen getroffen. „Für sie ist natürlich die Welt zusammengebrochen.“
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