Chronik/Österreich

Urteil im Prozess um Goldmord lässt ganze Gemeinde aufatmen

Jeder kennt jeden. Das ist in Strass nicht anders wie in anderen Kleingemeinden. Gerade einmal 840 Einwohner zählt der Ort am Eingang zum Tiroler Zillertal. Und die hat in den vergangenen fast vierzehn Monaten vor allem eine Frage beschäftigt: Hat er sie wirklich umgebracht?

Er, das ist Heinz S.; ehemaliger Polizist am örtlichen Posten. Sie, das ist Erika H.; Leiterin der Raika-Filiale in Strass; ermordet am 15. März 2012. Am Donnerstagabend beantworteten die Geschworenen am Landesgericht Innsbruck diese Frage mit 7:1 eindeutig mit Ja. Sie sahen es als erwiesen an, dass Heinz S. die 49-Jährige zu einem Straßenstück in der Nähe von Strass gelockt und dort eiskalt getötet haben soll. Das angebliche Motiv: Acht Kilo Gold im Wert von über 333.000 Euro, die die Bankerin dabei hatte, um mit Heinz S. ein vermeintliches Goldgeschäft abzuwickeln.

Erleichtert zeigte sich am Freitag der Strasser Bürgermeister Klaus Knapp: „Wir sind alle froh, dass jetzt ein Urteil gefallen ist. Das ist vor allem für die Angehörigen wichtig. Ein Jahr lang wurde über nichts anderes diskutiert.“ Betroffenheit herrschte auch innerhalb der Tiroler Polizei. „Der Sachverhalt ist an sich schon unglaublich. Aber wenn so eine Tat dann auch noch von einem Kollegen begangen wird, ist das umso niederschmetternder“, beschreibt Landespolizeikommandant Helmut Tomac die Stimmung in seiner Truppe. Auch er zeigte sich erleichtert, dass das Gericht nun einen Schlusspunkt gesetzt hat. Noch ist das Urteil allerdings nicht rechtskräftig.

„Heimtückisch“

Das lautet „lebenslang“. „Die heimtückische und grausame Vorgehensweise verlangt ein derartiges Urteil“, begründete Richterin Verena Offer den Schuldspruch. Die Tat sei von langer Hand geplant. gewesen Erika H. wurde mit Chloroform betäubt, an den Sitz ihres Autos gegurtet und mit Benzin übergossen. Mit einer Signalfackel habe Heinz S. das Auto in Brand stecken wollen, wohl um alle Spuren zu beseitigen. Das misslang, doch die Bankerin erstickte im Wagen.

Heinz S. stritt die Tat bis zuletzt ab. „Ich habe sie mit Sicherheit nicht getötet“, sagte der Unterländer. Er wurde wegen Mordes, Widerstands gegen die Staatsgewalt und absichtlicher schwerer Körperverletzung bei einem Fluchtversuch sowie wegen Raubes schuldig gesprochen. Von dem Gold fehlt jede Spur.