Die Ukrainerin Svitlana sucht jetzt Arbeit in Österreich
Von Uwe Mauch
Es ist fast zu schön, um wahr zu sein: Svitlana erzählt am Telefon ausführlich, als hätte sie schon als Kind Deutsch gelernt. Und sie schreibt Nachrichten, in denen jeder Punkt, jeder Beistrich und jedes Doppel-s, jedes ß passt.
Anfang März 2022 saß die Physiotherapeutin aus Kiew mit ihren drei Kindern, ihrem Hund und einem Reporterteam eng zusammengepfercht in einem KURIER-Dienstauto. Auf der Fahrt nach Österreich und in den ersten Wochen konnte sie nur dank des Übersetzungsdienstes kommunizieren.
Mit Hilfe der Leser dieser Zeitung und vor allem der Unternehmerin Ingeborg Biegler ist es gelungen, für die ukrainische Familie eine Unterkunft in Mauerbach bei Wien zu finden.
Während ihre Kinder erste Erfolge in ihren Schulen feierten und ihr Mann an vorderster Front in der Ostukraine sein Leben riskierte, fuhr Svitlana täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Mauerbach nach Sankt Pölten. Um dort Deutsch zu lernen. Hoch motiviert.
Die Kurse kosteten viel Energie, gingen auch ins Geld. Doch sie haben sich rentiert: Am Freitag fährt die Physiotherapeutin nach Tulln, zu einem weiteren Vorstellungsgespräch.
Bisher wurden ihre Bewerbungen jedoch allesamt abgelehnt. Was verwundert, denn ihre Expertise würde österreichischen Patienten ebenso helfen wie all den Ukrainern, die sie behandelt hat. Und in Svitlanas Spezialgebiet, in der Arbeit mit älteren Menschen, gibt es hierzulande auch nicht unbedingt ein Überangebot an Fachkräften.
Doch die Verfahren zur Nostrifizierung bzw. zur Anerkennung von Diplomen aus sogenannten „Drittstaaten“ sind langwierig, teilweise schikanös.
Anderes erfreut mehr: Seit März ist Svitlanas Mann nicht mehr Soldat. Zuletzt konnte er die Familie in Österreich besuchen. Das tägliche Bangen hat aufgehört, wenngleich er auch in Kiew vor Raketen nicht sicher ist.
Kein Outdoor-Bedarf
In der ukrainischen Hauptstadt versucht der Vater von drei Kindern, sein vor dem Krieg florierendes Geschäft mit Outdoor-Bekleidung wieder aufzubauen.
„Das ist schwierig in diesen Tagen“, erzählt Svitlana. „Wir haben Krieg in der Ukraine. Da denkt niemand an Alpinismus oder ans Bergsteigen.“