U4-Sanierung ist um 44 Millionen Euro teurer
Von Josef Gebhard
Zwei Wochen noch, dann wird die U4-Station Pilgramgasse nach einem Jahr Sperre wiedereröffnet. In den vergangenen zwölf Monaten wurde der Otto-Wagner-Bau in Margareten umfassend saniert. Das Projekt ist Teil der Rundum-Erneuerung der U4, die bereits seit 2014 läuft. Mit gutem Grund: Zum Teil oberirdisch auf der alten Stadtbahn-Trasse unterwegs, galt die grüne Linie als dringend sanierungsbedürftig.Von der „größten Modernisierung in der Geschichte der Wiener U-Bahn“, sprechen die Wiener Linien. 335 Millionen Euro soll das Projekt laut offiziellen Angaben kosten, das noch bis 2024 läuft.
Jetzt stellt sich allerdings heraus, dass das Projekt 44 Millionen Euro mehr kosten wird. Der Grund: In der ursprünglichen Kostenschätzung waren künftige Preissteigerung bis zum Bauabschluss 2024 nicht berücksichtigt. Das geht aus einem Rechnungshof-Rohbericht hervor, der dem KURIER vorliegt. Laut Prüfern musste bei den Kosten bereits im November 2018 nachgebessert werden. Auf der Homepage finden sich aktuell (Stand: 15. Jänner) jedoch immer noch die 335 Millionen Euro.
Das ist nicht das einzige Problem:Bei der Sanierung der Station Stadtpark führten Zusatzaufträge zu einer Kostenerhöhung zwischen Auftrags- und Schlussrechnungssumme von rund 354.000 Euro. Unnötige Kosten von 51.000 Euro fielen auch bei der Ober- und Unterbausanierung an, weil für die Angebotsprüfung ein externer Sachverständiger beigezogen wurde. Seine Arbeit hätten die Wiener Linien selbst erledigen können, heißt es im Bericht.
Kurioses Detail: Das historische Stationsgebäude Stadtpark steht unter Denkmalschutz, weshalb für die Sanierung eine Bewilligung erforderlich war. Sie langte im April 2016 ein. Da hatten die Wiener Linien aber längst zu bauen begonnen.
Seit Jahren wird in der Öffentlichkeit leidenschaftlich debattiert, ob die U4, die gerne als „Pannenlinie“ tituliert wird, tatsächlich die Linie mit den meisten Störungen ist. Wegen mangelnder Daten ist diese Frage schwer zu klären: Laut Rechnungshof gab es lange Zeit keine routinemäßigen Auswertungen von Anzahl und Dauer der Störungen. Erst im Februar 2017 wurde eine Software angeschafft, die zuverlässigere Daten liefern soll. Basierend darauf sollte auch die Öffentlichkeit detaillierter als bisher über Störungen informiert werden, empfehlen die Prüfer.
Sie plädieren aber auch dafür, offen zu kommunizieren, dass die U4-Modernisierung „nur einen begrenzten Beitrag zur Erhöhung der Zuverlässigkeit im Betrieb leisten kann“. Von den Investitionen würden nur 15 Prozent für die Fahrgäste direkt wahrnehmbar sein.
„Der Rechnungshof zeigt wieder einmal eine dramatische Kostensteigerung bei einem Bauprojekt der Stadt Wien auf. Die Leidtragenden sind die Wiener Steuerzahler“, sagt ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch. „Die rot-grüne Stadtregierung ist gefordert, diese Unprofessionalität, dieses Missmanagement und dieses Chaos zu beenden.“
Teuerung
Das Plus von 44 Millionen Euro sei keineswegs Ergebnis von unerwarteten Mehrkosten, heißt es bei den Wiener Linien. Sondern der Valorisierung geschuldet. Man habe sie bisher nicht ausgewiesen, weil man die Schlussabrechnung abwarten wolle.
Hinter den Mehrkosten beim Stadtpark würden zusätzliche Arbeiten stehen. Sie wurden laut Sprecherin nach Baustart nötig, weil die Bestandspläne nicht der Realität entsprochen hätten. Jedenfalls sei ständig das Bundesdenkmalamt über die Bauarbeiten informiert gewesen. Es habe keine Einwände gehabt.
Störungen würde man jetzt schon auf vielen Kanälen kommunizieren, betont sie. Dass die Sanierung hinsichtlich Zuverlässigkeit wenig bringen würde, weist sie zurück: „Wir haben heute am U4-Westast 50 Prozent weniger Ausfallskilometer.“
Zeitplan
Die Sanierungsarbeiten auf der Linie U4 auf ihrem gesamten Streckenverlauf startete 2014 und soll bis 2024 dauern.
Maßnahmen
Die Arbeiten umfassen unter anderem den Tausch der Stellwerke, die Erneuerung von Gleisen und Gleisuntergrund sowie die umfassende Sanierung von Stationen und Tunneldecken.