Chronik/Österreich

Traurige Bilanz 2019: Schon 13 tote Kinder nach Unfällen

Ein vier Jahre altes Mädchen verlor am Sonntag im Spital nach einem Unfall den Kampf um sein Leben. Ein 90-Jähriger war in Salzburg-Gneis in eine Gruppe von Menschen gerast und hatte das Kind erfasst.

Die Vierjährige ist schon das 13. Kind, das in diesem Jahr bei einem Verkehrsunfall starb – eine ungewöhnlich hohe Zahl. 2018 starben im ganzen Jahr drei Kinder, 2017 waren es acht. Das laufende Jahr wird also jedenfalls einen negativen Rekord aufstellen. „Wenn die Zahl so stark ansteigt, kann man nicht von einem Ausreißer sprechen“, sagt Christian Gratzer, Sprecher des Verkehrsclub Österreich (VCÖ). „13 tote Kinder sind extrem viel. Zwar ist jeder Unfall unterschiedlich und man kann daher nicht von einer konkreten Maßnahme sprechen, die gesetzt werden muss. Aber im Allgemeinen muss das Verkehrssystem kindergerechter werden“, sagt

Gratzer.

Unfalllenker im Pkw

Mehr als die Hälfte der getöteten Kinder, nämlich sieben, starben in diesem Jahr als Fußgänger. Zwei waren Insasse in einem Pkw, zwei saßen in einem Fahrradanhänger und zwei Kinder starben bei einem Unfall mit einem Traktor.

In neun Fällen war der Unfalllenker mit einem Pkw unterwegs. Einmal war ein Lkw- und einmal eine Straßenbahn an den tödlichen Unfällen beteiligt. Die hohe Anzahl an Pkw-Fahrern als Verursacher zeige laut Gratzer den Handlungsbedarf in Sachen Autoverkehr: „Es ist Zeit für eine Verkehrsberuhigung im Ortsgebiet. Das Tempo muss reduziert werden.“ Innerorts sollten Autofahrer laut Gratzer nur mehr eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h anstatt der derzeit erlaubten 50 km/h fahren dürfen.

Der bevorstehende Schulanfang ist ein weiterer Gefahrenfaktor für Kinder im Straßenverkehr. Laut ÖAMTC gab es im Vorjahr 570 Schulwegunfälle. Die Bedingungen seien oft nicht an Kinder angepasst. Steht ein Kind zwischen zwei parkenden Autos, könne es wegen seiner Größe einen herannahenden Pkw oft nicht erkennen. „Das Halte- und Parkverbot vor Zebrastreifen ist nur in einem Bereich von fünf Metern vorgeschrieben. Dieser Bereich sollte auf zehn Meter ausgeweitet werden“, sagt Gratzer.

Auch die Wiener Polizei legt ein besonderes Augenmerk auf den bevorstehenden Schulanfang: 180 Polizisten werden in der Hauptstadt an Schulwegen patrouillieren. Zusätzlich gibt es noch 117 Schülerlotsen. In der Schule werden die Kinder von bis zu 100 Beamten über das richtige Verhalten im Straßenverkehr aufgeklärt.

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Vorbild Niederlande

In den Niederlanden orientiert sich die Verkehrsplanung an den Bedürfnissen der Kinder. Als Indikator für die gute Qualität der Verkehrsplanung gilt, wenn viele Kinder zu Fuß oder mit dem Rad mobil sind. Und das dortige System funktioniert laut VCÖ: Während 2018 in Österreich 400 Menschen im Straßenverkehr starben, waren es in den Niederlanden 678. Dort leben aber mehr als 17 Millionen Menschen, in Österreich sind es unter neun Millionen.