Chronik/Österreich

Traunsee, Heimat der traurigen Riesen und gefährlichen Schwäne

Lang, lang bevor Hansi, der Killerschwan, einen Wiener Frühpensionisten in der Lobau Federn lassen ließ, wusste ich bereits, dass es sich bei den langhalsigen Entenvögeln um gefährliches Getier handelt.

Als Wiener Kind auf Sommerfrische lernte ich vor 45 Jahren im Traunsee schwimmen. Genauer gesagt im Schwimmbad Bräuwiese in Traunkirchen. Fortan hatte ich nie mehr Angst vor kaltem Wasser. Vor Schwänen umso mehr.

Die respektgebietenden Wasservögel sind Gmundner Wahrzeichen, mindestens so wie das Schloss Ort oder der Raddampfer „Gisela“. In der Konditorei Baumgartner auf der Gmundner Esplanade verkaufen sie seit 60 Jahren Schwaneneier (aus Schokolade) und bei der Schiffsanlegestelle stehen todesmutige Touristen, die die Langhälse füttern, ohne sich um ihre Finger zu sorgen. Unvernünftig.

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Die Knödelköchin

Meine Lieblingstiere am Traunsee waren ja immer die Steckerlfische. Ich bevorzuge dafür die Fischbrathütte Altmünster, aber das ist bestimmt eine Glaubensfrage. Die 2016 verstorbene Grünbergwirtin Ingrid Pernkopf, die ich über ihre wunderbaren Knödelkochbücher kennengelernt habe, ist mit mir einmal von ihrem Gasthaus am Ostufer des Sees hinüber nach Altmünster zur Steckerlfisch-Station gefahren. Arglos stieg ich damals zu ihr ins Motorboot und dachte, die liebe ältere Dame im Dirndl wird mit mir gemütlich spazieren fahren. Binnen weniger Sekunden schien das Boot senkrecht im Wasser zu stehen. Vielleicht habe ich deshalb den Altmünsterer Steckerlfisch in besonderer Erinnerung. Ich war so dankbar, ihn noch erleben zu dürfen.

Mein Lieblingsort am Traunsee war immer das Ostufer. Der schmale Weg zwischen See und den eng an den Fels geschmiegten Häusern hat mich immer begeistert, insbesondere dieses romantische, ockergelbe alte Haus mit der dichten Rosenhecke vor der Tür. Wer weiß, ob es noch steht. Unweit davon lag die Jausenstation Moaristidl, eine Ausflugslegende. Einst soll Maria Theresia dort die Lizenz zum Flaschenbier-Verkauf erteilt haben. Ein paar Jahre später hab ich mir dort eine saure Wurst mit meinem Hund geteilt. Wird nicht mehr vorkommen, der Hund lebt längst nicht mehr und die Jausenstation hat kürzlich zugesperrt.

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Der schönste Badeplatz

Aber den Miesweg dahinter, den gibt es noch. An der Felswand am Fuß des Traunsteins führt er zu einer kleinen Kiesbucht, die für mich der schönste Badeplatz überhaupt ist. Vielleicht auch deshalb, weil ich dort oft ins Wasser gehüpft bin, wenn ich vom Traunstein herunter gekommen bin. Hinauf geht man ja am besten über den an Aussichtspunkten reichen Naturfreundesteig, hinunter vernünftigerweise über die Mairalm – furchtbar fad und lang, aber zum Hinuntergehen die sicherste Variante.

Und nichts ist schöner, als auf den letzten Metern die Wanderschuhe auszuziehen und dann, endlich, die Füße ins Wasser und am besten den Rest auch gleich.

Als Touristin, die man als Wienerin ja leider ist, begegnen einem am und rund um den Traunstein zweierlei seltsame Arten. Die Sandalen-Deutschen, bei denen man sich fragt, wie weit sie kommen und ob sie eh eine gute Versicherung haben, die die Bergrettung zahlt, und die mageren einheimischen Männer, die in einem Affentempo den teils versicherten Steig hinaufsprinten, als wär’s der Bisamberg.

Das bleibt einem bei einer Wanderung zum Laudachsee erspart. Dorthin soll ja einst der Riese Erla aus den Felsen des Traunsteins hinaufgestiegen sein, um sich zu sonnen (und wahrscheinlich auch, um Heidelbeeren zu brocken, die im tiefschwarzen Moorboden gedeihen). Im Laudachsee hat er die Nixe gesehen. Dass diese Liebe kein gutes Ende fand, gehört zum Zauber der Gegend. Die Trauer des allein gebliebenen Riesen ist ein Schatten, den dieser Ort braucht. Seine Schönheit wäre sonst nicht auszuhalten.