Chronik/Österreich

Steirischer Fleischskandal riss Schlachthof in Insolvenz

"Aufgrund laufender sanitätspolizeilicher Erhebungen und geschäftsbeschränkender Auflagen seitens der Behörde" sei es nicht mehr möglich, den Betrieb weriterzuführen, begründete ein steirischer Schlachthof gegenüber dem "Kreditschutzverband von 1870" (KSV1870), weshalb er Insolvenz anmelden müsse.

Das ist eine juristisch korrekte Umschreibung eines wenig geschmackvollen Vorwurfs: Das steirische Unternehmen soll Fleisch, das von einem Amtstierarzt als nicht genießbar eingestuft wurde, einfach weiter verkauft haben.

Der Betriebsleiter ist seit 24. Oktober in Untersuchungshaft, am Donnerstag wurde sie laut Staatsanwaltschaft Graz um weitere vier Wochen verlängert. Der Verdächtige sei nicht nicht geständig, hieß es, es liege Verdunkelungsgefahr vor.

Die Justiz geht von mindestens 300.000 Euro Schadenssumme aus. Zwischen April und Oktober dieses Jahres soll es zu den Malversationen gekommen sein, die die Justiz als Verdacht des gewerbsmäßigen Betruges klassifiziert. Demnach soll Fleisch von Schweinen, das eigentlich in die Tierkörperverwertung geschickt werden hätte müssen, zerteilt und unter einwandfreie Ware gemischt worden sein.

Pro Monat wurden in dem Betrieb laut Landesveterinärbehörde 7000 bis 8000 Schweine geschlachtet.

Nicht gesundheitsschädlich

Wobei ungenießbar nicht gleich gesundheitsschädlich ist: Ein Amtstierarzt stuft Fleisch auch schon dann als nicht einwandfrei ein, wenn das Tier zu mager war. Das käme unter 500 Tieren ein bis zwei Mal vor.

Der Fall flog durch eine Anzeige der zuständigen Bezirkshauptmannschaft  Mitte September auf, die Staatsanwaltschaft begann zu ermitteln. Ende Oktober gab es eine Hausdurchsuchung, Fleischproben wurden gezogen, der Betriebsleiter wurde festgenommen.

Die Veterinärbehörde ordnete am 25. Oktober an, die Firma müsse das an rund 40 Kunden geschickte Fleisch zurückholen. Auch damit begründete der Schlachthof nun seine Insolvenz, die am Donnerstag bekannt wurde.

Betroffen sind laut KSV1870 152 Gläubiger, 26 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. Wie hoch die Überschuldung ist, stand am Donnerstag noch nicht fest. Fix sei aber, dass ein "Fortbetrieb derzeit nicht möglich ist", wie es seitens des Schlachthofes hieß.