Chronik/Österreich

So narrte der falsche "Dreifach-Doktor" alle

Es schien eine der steilsten Mediziner-Karrieren Österreichs zu sein – und war in Wahrheit nur ein schlechter Schwindel. Von 1. bis 11. Juni arbeitete Michael H. im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt, bis der Hochstapler aufflog. Der KURIER berichtete. Doch wie konnte ein 27-Jähriger die Ärzteschaft narren? Schon ein Blick auf sein Promotions-Zeugnis hätte gereicht, um ihn zu enttarnen.

Beworben hatte sich Michael H. mit einer Urkunde der Paracelsus Universität in Salzburg. Laut dieser war er im Alter von nur 27 Jahren dreifacher Doktor. Damit nicht genug: Auch einen Magister in Pharmazie und einen Diplomingenieur hatte er schon „erworben“.

Plumpe Fälschung

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„Wir haben uns nach Aufkommen des Falles das vermeintliche Zeugnis angesehen und sofort eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft geschickt“, sagt Michael Nake, Kanzler der Privatuniversität in Salzburg. Man habe zudem die Uni-Verzeichnisse durchforstet. Ergebnis: Michael H. hatte nie auf der Salzburger Privatuni studiert.

„Das Zeugnis selbst ist eine ziemlich plumpe Fälschung“, sagt Nake. Gerade einmal das richtige Logo sei verwendet worden. Ansonsten habe kaum etwas gestimmt. Der Stempel der Universität ist frei erfunden, das Siegel der Agentur für Qualitätssicherung im Hochschulbereich (AQ) wird von der Uni nicht verwendet. Auch muss jedes Zeugnis zwei Mal unterschrieben sein. Formal falsch war zudem die Liste der Prüfungsfächer. Die Noten hat sich Michael H. selbst gegeben. In 13 von 14 Fächern benotete sich das Medizin-Genie mit „Sehr gut“. Nur im Fach Physikalische Chemie erreichte er nur 95% und damit ein Gut.

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Am augenscheinlichsten sind aber die Angaben der bisherigen Titel. Laut Zeugnis war Michael H. vor seinem Abschluss mit ausgezeichnetem Erfolg in der molekularen Medizin bereits Magister der Pharmazie, Diplomingenieur, Doktor der Humanmedizin und Doktor der medizinischen Wissenschaften.

Unmöglich. „Dafür hat er mitgedacht. Für den Doktor der molekularen Medizin wird ein naturwissenschaftliches Studium, wie Pharmazie, vorausgesetzt“, sagt Nake. Der Uni-Kanzler wurde schon ein Mal mit einem falschen Zeugnis konfrontiert. Ein junger Mann bewarb sich damit für ein Studium. „Dem sind wir aber schnell draufgekommen.“

Das Krankenhaus Eisenstadt verdankt die Enttarnung dagegen einem Tipp aus Wien. „Wir haben ein eMail bekommen, mit der Frage, ob der besagte Arzt in unseren Listen geführt wird“, erzählt Thomas Szekeres, Präsident der Wiener Ärztekammer. Daraufhin wurde gesucht. „Nur der schien bei uns nicht auf“, sagt Szekeres. „Wir haben dann die anderen Ärztekammern von dem Verdacht informiert.“

Die burgenländische Ärztekammer wurde dann in Eisenstadt fündig.