Sepp Schellhorn: "Wir sind bis auf die FPÖ für alle Seiten offen"
KURIER: Sie haben am Freitag ein Wut-Video zur Causa Landbauer veröffentlicht. Was hat Sie da geritten?
Sepp Schellhorn: Geritten hat mich gar nichts. Ich glaube, dass es da ganz wichtig ist, Haltung zu zeigen. Es stört mich nicht nur als Österreicher wahnsinnig, sondern auch als Unternehmer, wenn man das alles verniedlicht, was da jetzt passiert. Das ist mein Naturell, auch wenn der Finger nicht jedem passt.
Und an wen war der Stinkefinger gerichtet?
An die Landbauers und Co., die das verharmlosen. Er war erst elf Jahre alt und unschuldig, als das Buch geschrieben wurde? Ich sage nur: Klaus Barbie war auch elf Jahre, als "Mein Kampf" geschrieben wurde. Aribert Heim (beide NS-Kriegsverbrecher, Anm.) nur zehn. Und trotzdem haben sie wahnsinnig viel angerichtet. Es ist viel wichtiger denn je, eine klare Haltung dagegen zu zeigen.
Schickt sich das für einen Nationalrat?
Ich glaube, dem kann nur mit einer gewissen Brutalität entgegengetreten werden. Es ist mir klar, dass der "Nazi-Finger" nicht jedem passt oder das niveaulos wäre. Aber das war eine Haltungsgeschichte im Vergleich zu dem, was die Sigi Maurer damals gemacht hat (hat ein Stinkefinger-Foto als Antwort an Hassposter in der #MeToo-Debatte veröffentlicht, Anm.).
Sie treten am 22. April als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl an. Welches Ergebnis peilen Sie an?
Dass wir die Umfrageergebnisse, die Rot und Schwarz zuletzt verlautbart haben (die Neos liegen darin zwischen acht und zehn Prozent), erreichen. Ein zweistelliges Ergebnis wäre natürlich wünschenswert.
In Niederösterreich sind es 5,3 Prozent geworden. Warum soll es in Salzburg besser klappen?
Salzburg ist ein ganz anderer Boden. Niederösterreich ist ein Kernland, in dem seit 70 Jahren die ÖVP regiert und 70 Jahre lang eine Abhängigkeit geschaffen wurde. Viel dramatischer als in Salzburg. Aber trotzdem ist es möglich mit den Neos, mit meiner Marke, auch hier zu reüssieren. Wir sind für Konstruktivität, Transparenz und eine offene, sparsame Politik. Wir stehen auch dafür ein, dass wir eine Meinung von außen einbringen.
Sie wollen nach der Wahl mitregieren. Welche Konstellationen sind vorstellbar?
Das wichtigste ist, dass die Neos ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Dann hängt es von den anderen ab. Stimmenstärkste Partei werden wir nicht werden. Wir sind bis auf die FPÖ für alle Seiten offen. Die Frau Svazek hat sich als Generalsekretärin auch noch nicht geäußert zum Herrn Landbauer, was ich sehr schade finde. Im gleichen Atemzug hat sie einen FPÖ-Politiker im Land verteidigt, der genauso leichte Tendenzen hat, das zu verherrlichen, was vor rund 70, 80 Jahren passiert ist.
Was meinen Sie?
Da hat es einen Gemeinderat gegeben, der mit der Nummer 88 hausieren fährt. Da sehe ich die Frau Svazek schon in der Pflicht. Ihre Politik ist eine des Ausgrenzens. Ich als Touristiker, als Unternehmer bin vor allem von Fachkräften abhängig. Wenn sie hier eine Zugangsbeschränkung einführen wollen, treffen sie automatisch die Unternehmer in diesem Land. Der Fachkräftemangel wird damit noch potenziert. Somit ist für mich mit der FPÖ kein Staat, kein Land zu machen.
Eine Zusammenarbeit mit der FPÖ schließen Sie aus?
Nein, vielleicht werden sie ja noch gescheiter. Aber mit denen tue ich mir am schwersten. Ausschließen würde ich gar nichts.
Welches Ressort beanspruchen Sie im Falle einer Regierungsbeteiligung?
Das steht mir nicht zu. Ich will einen Zugang der Sparsamkeit finden. Ich glaube, dass es möglich ist, mit drei Landesräten auszukommen und eine Cluster-Bildung zu forcieren. Nur so kann man eine Regierung mit drei Parteien besser machen. Das Idealressort für das Bundesland wäre jenes einer Standortpolitik, wo Wirtschaft, Tourismus und Landwirtschaft in einem geparkt ist.
Das wäre der Bereich, in dem Sie gerne agieren würden?
Das ist mein Herzensthema. Das ist auch das, was Köstinger jetzt im Bund kopiert. Das haben wir schon 2014 vorgestellt. Es braucht ein Ressort für ländliche Entwicklung.
Was wäre sonst von einem Landesrat Sepp Schellhorn zu erwarten?
Wichtig ist Transparenz, dass man Klarheit und eine Verschlankung im Apparat schafft. Wir sollen nicht den Bürgern das Geld wegnehmen, sondern zurückgeben. Wir dürfen nicht den Anspruch haben, der Bund soll zahlen und wir machen, was wir wollen. Wenn wir schon Reformen einfordern, dann müssen wir als Modell-Bundesland gelten.
Sie sind für eine Steuerhoheit der Länder?
Das ist ein Neos-Programm, selbstverständlich. Man geht immer leichtfertiger mit dem Geld um, das man geschenkt bekommt, als mit dem, das man selber erwirtschaftet. Das ist einer der wichtigsten Punkte. Das entscheidet aber nicht Salzburg alleine.
Wenn es nichts mit der Landesregierung wird, bleiben Sie im Nationalrat. Schrecken Sie damit nicht mögliche Wähler ab?
Als kleine, junge Fraktion muss man versuchen, möglichst gut aufgestellt in eine Wahl zu gehen. Ich wurde gebeten, als Spitzenkandidat anzutreten. Ich glaube aber, dass ich als Abgeordneter im Nationalrat mehr bewirken kann als im Landtag. Ich mache den Wählern nichts vor.