Chronik/Österreich

Abtreibungen in Vorarlberg nun doch im Krankenhaus Bregenz möglich

Benedikt-Johannes Hostenkamp, der einzige Gynäkologe, der in Vorarlberg derzeit Schwangerschaftsabbrüche durchführt. Im August ist er 71 Jahre alt geworden, Anfang 2024 will er in Pension gehen. Angekündigt hat er das bereits vor mehr als einem Jahr.

Abtreibungen, die ÖVP und die Kirche

Passiert ist auf politischer Ebene seitdem aber kaum etwas. Zwar wurde eine Praxis für künftige Schwangerschaftsabbrüche gefunden, deren Umbau dauert aber bis Ende 2024. Als Übergangslösung sprach sich die Vorarlberger Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) für eine Privatordination im Krankenhaus aus. Die Weichen waren schon gestellt, zurückgepfiffen wurde Rüscher dann aber von der eigenen Partei. Als sich dann auch noch der Bischof dagegen aussprach, war das Projekt Geschichte.

Mehr lesen: Abtreibungen: Verhärtete Fronten und die Frauen dazwischen

Heute, Mittwoch, dann aber die Wende: Schwangerschaftsabbrüche sollen nun doch im Landeskrankenhaus Bregenz durchgeführt werden, so der Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP).

Mehr lesen: Verbreitertes Angebot für Abtreibungen in Tirol gestartet

"Wer mich kennt weiß, dass mit persönlich der Schutz des Lebens besonders am Beginn und am Ende des Lebens wichtig ist", so der Landeshauptmann zu Beginn der Pressekonferenz. Es sei prinzipiell alles zu unternehmen, dass ein "Ja zum Kind" möglich sei, heißt es weiter. Aber: "Alle Bemühungen der letzten Monate, eine niedergelassene Praxis zu finden, die Schwangerschaftsabbrüche durchführt, haben nicht funktioniert".

Kosten tragen die Patientinnen

Deshalb sei man nun an den Punkt gelangt, an dem man für alle "Vorarlbergerinnen und Vorarlberger da sein muss", so Wallner. Er persönlich habe sich zwar dagegen ausgesprochen, die Schwangerschaftsabbrüche in Krankenhäusern durchzuführen. Dass es keine Möglichkeit zum Schwangerschaftsabbruch in Vorarlberg mehr gibt, könne man aber "nicht zulassen".

Aus diesem Grund sollen die operativen oder medikamentösen Abbrüche ab Ende November am Landeskrankenhaus Bregenz durchgeführt werden. Der Eingriff wird eine Privatleistung bleiben, die Kosten in Höhe von 720 Euro müssen demnach von den Patientinnen getragen werden.

Konfliktberatung

Zusätzlich soll es für die Patientinnen am Tag des Schwangerschaftsabbruchs - abseits der ohnehin vorgeschriebenen Beratung - die Möglichkeit einer Konfliktberatung geben.

"Wie so häufig ist das Spital die letzte Wiese. Wir müssen ganz zum Schluss die Lösung finden", sagt Michael Rohde, Leiter der Gynäkologie am Landeskrankenhaus Bregenz. Neben den "schönen und ganz leichten" Bereichen des Berufs, also der Entstehung des Lebens, gehören laut ihm aber eben auch diese schwereren Bereiche - sprich die Schwangerschaftsabbrüche - zum Berufsbild. Ein neues Thema sei das für sie - allein aufgrund der medizinisch notwendigen Abbrüche - nicht.

Eine Bannmeile rund um das Krankenhaus wird derzeit nicht angedacht. Mit Demonstrationen rechnet die Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) durchaus. Aber: "Wir haben direkten Zugriff auf die Flächen vor dem Krankenhaus". Von dort könne man die Protestierenden also wegweisen. Zudem werden sich die Tage, an denen die Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden, dauern ändern. "Es ist also nicht absehbar, wann Abbrüche stattfinden."