Chronik/Österreich

Schulposten eher für Freunderln

Kann man ohne Parteibuch in der Schule und Verwaltung Karriere machen? In der Theorie ja. Wien hat zum Beispiel 2001 ein Objektivierungsverfahren für Direktorenbestellungen beschlossen. Das soll gewährleisten, dass nur der Beste zum Zug kommt. Ähnliches gibt es in Bundesländern.

In der Praxis finden die Parteien immer noch Mittel und Wege, um ihre Wunschkandidaten auf mache Posten zu hieven. Drei Beispiele aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland lassen das zumindest vermuten.

Wien

Fragen wirft die Bestellung des Schulschwänzbeauftragten Horst Tschaikner zum Fachinspektor für Englisch auf. Laut Stadtschulrat hat er seinen neuen Posten nach einem „objektiven und gesetzeskonformen Verfahren erhalten“. Ein Blick auf die Ausschreibung lässt da Zweifel aufkommen.

Den Posten schrieb das Ministerium nämlich zwei Mal aus: Erstmals wurde im November 2011 ein Akademiker als Inspektor gesucht. Einige haben sich darauf beworben. Dennoch wurde die Stelle im Juli 2012 nochmals ausgeschrieben – ein Magistertitel wurde nicht mehr verlangt. In der Zwischenzeit (im März 2012) wurde der Hauptschullehrer Tschaikner Schulschwänzbeauftragter. Seit Herbst darf er sich auch Inspektor nennen.

Warum aber die zweifache Ausschreibung? Laut Ministerium „ist bei der Ersten bezüglich der Einstufung ein Fehler unterlaufen“. Und warum will man plötzlich keinen Akademiker für den Job, obwohl der Vorgänger Uniabsolvent war? Wer achtete darauf, dass das Verfahren tatsächlich objektiv über die Bühne ging? Die Antwort aus dem Stadtschulrat auf die KURIER-Fragen blieb aus.

Burgenland

Querelen gab es um die Besetzung des Direktorenpostens in Oberschützen. Die als SP-nahe geltende Ingrid Weltler-Müller hat in einem vierstufigen Verfahren 306 Punkte erreicht. Franz Stangl, VP-nah und langjähriger Professor an der AHS, kam auf 303 Punkte. Einen Bescheid, dass er den Posten nicht bekommt, hat Stangl bis heute nicht. Doch den braucht er, wenn er gegen die Entscheidung berufen will.

Niederösterreich

Mit unglaublicher Willenskraft hat die Kremserin Martine Hrubesch zehn Jahre lang Ungereimtheiten bei der Besetzung des Direktorpostens für die Kremser Tourismusschule HLF bekämpft. Laut Gleichstellungskommission wurde sie als Bewerberin wegen ihres Geschlechts und ihrer Gesinnung – ihr Mann war FPÖ-Mandatar – diskriminiert.

Spätestens nach fünf Jahren und dem ersten Höchstgerichtsurteil, das die Bestellung eines vorgezogenen Konkurrenten aufhob, hätte die Affäre enden können. Doch es kam anders: Diesmal wurde ein Lehrer ernannt, der gar nicht mehr im Rennen war. Auch ihn setzte das Höchstgericht ab.

Im Jänner wurde schließlich Hrubesch Direktorin: „Es ging es auch ums Prinzip. Mir fällt eine enorme Last von den Schultern“, sagte sie jetzt.

Für die Behörden ist die Sache aber nicht ausgestanden: Hrubesch geht davon aus, dass ihr Job und Gehalt von Anfang an zugestanden wären. Ihr Anwalt wird das Geld verlangen. Mindestens einer der einst Vorgezogenen klagt bereits gegen die Absetzung. So könnte es sein, dass drei Personen für einen Job bezahlt werden müssen.

Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Verdacht des Amtsmissbrauchs. Die Polizei hat ihre Arbeit abgeschlossen. Wegen der Brisanz des Falles soll die Oberstaatsanwaltschaft die polizeilichen Ermittlungsergebnisse beurteilen Sie wird entscheiden, ob eine Anklage folgt.