Schusswechsel in Salzburg: "Wir wollten dem Buben helfen"
Weil ein Mann offenbar durchgedreht ist, wurde im Salzburger Stadtteil Leopoldskron am Donnerstag in der Früh die Polizei von dessen Familie gerufen. Der Verdächtige soll rabiat geworden sein und seine Familienmitglieder bedroht haben. Der Vater des Angeschossenen erhebt nun aber Vorwürfe gegen die Polizisten und sieht überzogenen Schusswaffengebrauch.
Der Vorfall ereignete sich gegen 5.30 Uhr, Familienmitglieder hatten den Notruf gewählt und geschildert, dass der 36-Jährige „durchdreht“. Eine Polizeistreife fuhr unverzüglich zu dem Haus.
Als die Polizeistreife am Einsatzort eintraf, stieß sie zwischen Garten und Eingangsbereich auf den 36-jährigen mutmaßlichen Täter. Dabei kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen dem Mann und einem der beiden Polizisten. Dabei entriss der 36-Jährige dem Polizisten die Dienstwaffe und schoss auf ihn, berichtete die Polizei. Dabei wurde der Beamte am Arm getroffen.
Der zweite Polizist erwiderte das Feuer und konnte dadurch den Angriff unterbrechen. "Der sichernde Kollege des Polizisten habe das Feuer erwidert und dadurch die Angriffsfähigkeit des Täters beendet", informierte die Landespolizeidirektion in einer Aussendung. Der Täter wurde nach der Erstversorgung in das Universitätsklinikum Salzburg gebracht, wo er operiert wurde.
Anruf bei Klinik
Der Vater des Angeschossenen stand wenige Meter entfernt, als die Schüsse fielen. „Wir wollten dem Buben helfen und nicht, dass sie auf ihn schießen“, sagt er. „Mein Sohn hat durchgedreht“, bestätigt er. Der andere Sohn habe dann in der Christian-Doppler-Klinik angerufen, um Hilfe zu holen. Man habe nicht die Polizei gerufen, darauf legt der Vater wert.
Gekommen sei dann die Polizei. Als die Schüsse fielen, sei sein Sohn mit einem Polizisten in der Einfahrt auf dem Boden gelegen. „Wer geschossen hat, habe ich nicht gesehen“, sagt der Vater. Insgesamt seien fünf oder sechs Schüsse gefallen. Jedenfalls sei sein Sohn unbewaffnet gewesen. Zuvor hatte er offenbar den Wasserhahn in der Wohnung aus der Verankerung gerissen, die Wohnung stand unter Wasser.
Der Vater habe den Haupthahn abgedreht, sein Sohn sei durch ein Fenster ins Freie in die Einfahrt gesprungen. Auch ein Fenster habe er mit einem Stein eingeschlagen. Dann sei es zum Polizeieinsatz gekommen. Er versteht nicht, dass es zu den Schüssen gekommen ist. „Ein Polizist muss mit so einem verwirrten Buben doch leicht fertig werden“, sagt der Vater.
Wo der Notruf genau eingegangen ist, ist noch nicht geklärt. Es sei aber durchaus möglich, dass die Polizei von der Klinik verständigt wurde, sagt ein Polizeisprecher. Die Rettung sei mit durchdrehenden Personen oft überfordert. Es sei auch nicht ihre Primäraufgabe, diese zu beruhigen.
Der angeschossene Polizist wird im Unfallkrankenhaus Salzburg operiert. Der genaue Verletzungsgrad des 36-Jährigen und des Polizisten war zunächst nicht bekannt. Ebenfalls noch nicht bekannt war am frühen Vormittag, warum der Mann aggressiv geworden war.
Die Erhebungen laufen, sagte ein Polizeisprecher. Er könne zu den Hintergründen der Tat daher noch keine Angaben machen. Das Landeskriminalamt Salzburg führt die Ermittlungen durch. Der Schusswaffengebrauch werde aufgrund der Regelung des Innenministeriums vom Landeskriminalamt Vorarlberg erhoben, hieß es.