Chronik/Österreich

Schneechaos: Skitourengeher von Lawine verschüttet

Auch am Dienstag sorgt der Winter in Österreich weiter für Schlagzeilen: In Fulpmes im Tiroler Stubaital wurden mehrere Wintersportler von einer Lawine teilverschüttet, 60 Helfer brachen zu einer großen Suchaktion im Skigebiet Schlick auf. Der Vorfall nahm jedoch ein glimpfliches Ende. Sechs Personen konnten sich selbst aus den Schneemassen befreien. Entgegen ersten Informationen musste niemand ins Krankenhaus gebracht werden.

Eine Dreiergruppe - zwei Salzburger und ein Deutscher - war zunächst vom Skigebiet zum 2.611 Meter hoch gelegenen Hohen Burgstall aufgestiegen, als der erste Tourengeher am Grat in 2.400 Metern Höhe das riesige Schneebrett auslöste. Unterhalb der Gruppe wurden auch drei Variantenskifahrer von den Schneemassen erfasst. Eine siebente Person war schließlich noch unter der Lawine vermutet worden, die beträchtliche 300 Meter breit war. Ein Liftangestellter wollte dies beobachtet haben. Die Suche konnte am Nachmittag schließlich ergebnislos eingestellt werden.

Schule evakuiert

In der Früh musste die Volksschule West in der Kärntner Bezirksstadt Spittal an der Drau evakuiert werden. Auslöser für diese Notfallmaßnahme waren mehrere Dachbalken, die unter der Last des Schnees eingeknickt waren. Eine unmittelbare Einsturzgefahr habe jedoch nicht bestanden. Trotzdem wurden die rund 200 Kinder aus der Schule gebracht. Verletzt wurde niemand.

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In den vergangenen Tagen war im Raum Spittal mehr als ein Meter Schnee gefallen. Die geknickten Dachsparren wurde während einer Begehung des Gebäudes im Zusammenhang mit geplanten Umbauarbeiten bemerkt. Daraufhin wurden die Kinder aus Sicherheitsgründen aus der Schule gebracht und deren Eltern informiert. "Es bestand keine Gefährdung für die Kinder", sagte der Polizeisprecher. Die Volksschule war bis Montag wegen des heftigen Wintereinbruchs geschlossen gewesen. Am Dienstag war sie jedoch - anders als etwa die Schulen im Bezirk Hermagor - wieder geöffnet worden.

Fünf Tage ohne Strom

Schnee, Eis und Lawinengefahr sorgen weiterhin im ganzen Land für Verkehrsbehinderungen. Besonders im Südwesten - in Osttirol und in Kärnten - sind noch immer viele Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten. Immer noch müssen Tausende Haushalte in der Steiermark und in Kärnten ohne Strom ausharren. Auch im Südburgenland kam es zu einem weitreichenden "Blackout".

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Dienstagvormittag waren in Kärnten noch 1500 Haushalte ohne Strom. Der regionale Stromversorger Kelag rechnet damit, dass eine vollständige Versorgung erst in den kommenden Tagen wieder möglich ist. In Reisach im Gailtal (Bezirk Hermagor) wurde am Dienstag eine 92 Jahre alte Frau aus ihrem Wohnhaus ausgeflogen. Die Frau war seit vergangenen Donnerstag allein und ohne Stromversorgung in ihrem Haus eingeschlossen gewesen. Der Hubschrauber startete trotz schlechter Wetter- und Sichtbedingungen, die Rettungsaktion war erfolgreich.

"Dramatisch" war die Stromversorgungslage auch in einigen Gebieten in der Steiermark: Rund 11.500 Haushalte waren ohne Strom, etliche davon schon seit Sonntagnachmittag. Bis zum Dienstagvormittag konnte die Zahl auf 2000 reduziert werden. "Wir hoffen, im Laufe des Tages bis auf wenige Ausnahmen wieder alle Kunden ans Netz zu bringen", erklärte Urs Harnik-Lauris, Sprecher der Energie Steiermark.

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Mit ein wenig Sorge blickten die Einsatzkräfte jedoch in Richtung des kommendes Wochenendes: Fällt Schnee und Eis bei den etwas milderen Temperaturen der kommenden Tage nicht von den Bäumen und kommt am Wochenende neuer Schnee hinzu, könnte es wieder kritisch werden, warnte Harnik-Lauris. Am Dienstag waren immer noch rund 150 Mitarbeiter des Energieversorgers im Einsatz und versuchten, alle Haushalte zumindest provisorisch wieder mit Strom zu beliefern. Bis die Schäden komplett beseitigt sind, wird es jedoch noch etwa drei Wochen dauern.

Landesrat Johann Seitinger (ÖVP) warnte indessen vor Wanderungen im Wald, die durch den aktuellen Schnee und das Eis "tödlich" sein könnten: "Die Gefahr ist derzeit im Wald und auch in Parkanlagen gigantisch groß, und es kommt immer wieder zu schweren Unfällen." Er riet, sich derzeit nur bei absoluter Notwendigkeit in Wäldern und Parkanlagen aufzuhalten. Landesforstdirektor Michael Luidold meinte: "Das idyllische Bild des verschneiten Waldes trügt."

Die Nassschneelast hatte Äste und Bäume im Süden und Westen des Bundeslandes in Leitungen stürzen lassen, Dutzende Einzelschäden mussten abgearbeitet werden.

Verkehr

Im Verkehr gibt es in Kärnten weiter Behinderungen und Sperren, allerdings etwas weniger als zuletzt. Weiter zu sind demnach der Loibl-, Wurzen- und Plöckenpass, abschnittsweise die Bundesstraße B 85 durch das Rosental sowie "eine Unzahl von Landesstraßen". Loibl-, Plöcken- und Wurzenpass sind geschlossen, das Lesachtal nach wie vor nicht erreichbar. Probleme gibt es auch weiterhin in der Steiermark, etwa auf der Laßnitzthal- und der Rechbergstraße (beides im Bezirk Weiz).

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Vonseiten der Bundesbahnen gab es zumindest einige gute Nachrichten. Die Bahnverbindung nach Italien ist seit der Nacht wieder aufrecht, für den Güterverkehr gibt es allerdings Einschränkungen. Nach Ljubljana war ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Weiter geschlossen blieben Tauernbahn und -schleuse. Versuche, Lawinensprengungen durchzuführen, waren am schlechten Flugwetter gescheitert. Internationale Züge wurden weiter großräumig umgeleitet, für nationale Fernzüge gab es einen Schienenersatzverkehr bis Bischofshofen.

Im Regionalverkehr gab es ebenfalls leichte Entspannung. Die Strecke Klagenfurt - Rosenbach war wieder in Betrieb. Geschlossen bleiben vorerst die Strecke nach Hermagor und Kötschach, Probleme gibt es nach wie vor im Gailtal und auf der Verbindung Villach - Rosenbach.

Lawinengefahr weiterhin hoch

Die Lawinensituation in Kärnten und Tirol hat sich weiterhin entspannt, ist in manchen Gebieten mit Warnstufe drei auf der fünfteiligen Skala aber weiterhin erheblich. Daran wird sich auch in den kommenden Tagen nichts ändern: Neuschnee und starker Südwind könnten die Situation noch einmal verschärfen. Besonders in Osttirol ist weiterhin auf Selbstauslösungen von Gleitschneelawinen zu achten. Am Dienstag heben vier Hubschrauber des Bundesheeres ab, um die Lawinensituation im Bezirk Lienz zu erkunden. Mehr Informationen unter lawine.tirol.gv.at und lawinenwarndienst.ktn.gv.at

Wetterprognose

Es ist noch nicht vorbei mit den Niederschlägen. Der Süden Österreichs, aber auch Osttirol, dürfte laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik bis Mittwochvormittag bis zu 20 Zentimeter Neuschnee bekommen, die Schneefallgrenze liegt bei 800 und 1000 Meter. In den Bezirken Hermagor, Spittal und Villach-Land gilt erneut eine Niederschlagswarnung.

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Donnerstag sind „geringe Mengen“ Regen und Schnee für ganz Österreich prognostiziert, ehe es Freitag im Süden wieder etwas heftiger zu regnen und schneien beginnen soll. Achtgeben auf rutschige Straßen heißt es wieder von der Oststeiermark bis Wien und den Linzer Zentralraum: Ab Donnerstag kann sich vermehrt Glatteis bilden.

Bilder: Südösterreich im Schnee

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Auch im Straßenverkehr gibt es zahlreiche Sperren. Mehr dazu lesen Sie unter kurier.at/verkehr.

Der aktuelle Wetterbericht für Ihre Region

Verkehrsmeldungen

ÖBB-Streckeninformation

120 niederösterreichische Feuerwehrleute haben am Dienstag ihren Hilfseinsatz in Slowenien fortgesetzt und inzwischen eine zumindest teilweise Wiederherstellung der Stromversorgung sichergestellt. "Wir bleiben 14 Tage", bestätigte Franz Resperger, Sprecher des Landeskommandos, in der Früh am Satellitentelefon. Der rund um die Uhr besetzte Landesführungsstab in Tulln bereite Ablösen vor.

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Bisherige Einsatzgebiete der Niederösterreicher waren die Gemeinden Logatec und Cerknica. Das Krankenhaus in Postojna - die Gemeinde ist insbesondere bekannt für ihre Tropfsteinhöhlen, die als größte Touristenattraktion im Nachbarland gelten - wurde ab dem Vormittag mit Strom aus einem 500-KVA-Generator versorgt, berichtete Sprecher Franz Resperger. "Die Menschen sind überglücklich, dass die Heizung im Spital wieder funktioniert." Selbiges gelte für eine angeschlossene Schule, so Resperger. 500 KVA-Aggregate seien in der Lage, Spitäler mit 300 bis 500 Patienten oder etwa 1.000 Haushalte mit elektrischer Energie zu versorgen, hatte der Sprecher bereits am Sonntag erklärt. Maribor sowie die Hauptstadt Ljubljana sollten im weiteren Tagesverlauf folgen, so Resperger.

Der Bahnhof in Postojna

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In Cerknica hätten Elektriker der Feuerwehr aus St. Pölten Trafostationen derart adaptiert, dass Strom eingespeist werden konnte, so der Sprecher. Seit Samstag habe es einen völligen Ausfall gegeben. Am Dienstag gegen 6.00 Uhr sei die Versorgung wieder sichergestellt gewesen. Acht der insgesamt 23 nach Slowenien transportierten Aggregate seien zum Einsatz gebracht worden. Dadurch sei auch ein Pumpwerk wieder in Schwung gebracht worden.

Mehr zur Situation in den Nachbarländern

In einem Seniorenheim ohne Stromversorgung auskommen zu müssen, ist denkbar schwierig. Das Heim „Forelle“ im weststeirischen Schwanberg stand seit Sonntagabend vor genau dieser Situation und meisterte sie auch mit Einfallsreichtum: So trugen die Pflegekräfte Montagfrüh Stirnlampen, weil es im ganzen Haus dunkel war.

„Anders geht das nicht“, schilderte eine Schwester. „Unsere Bewohner waren zwar ein bisschen überrascht, als sie uns alle mit den Stirnlampen gesehen haben. Aber sie konnten mit der Situation sehr gut umgehen.“ Kalt war es zum Glück nicht im Haus, denn die Heizung wurde mit einem benzinbetriebenen Notstromaggregat am Laufen gehalten.

Die Versorgung fiel nicht dauernd aus, sondern stundenweise. Zunächst am Sonntagabend zwischen 18 und 21 Uhr, dann wieder ab ein Uhr nachts. Gegen halb acht Uhr morgens klappte die Versorgung, um eineinhalb Stunden später wieder auszufallen.

Kein Risiko

Seit gestern Mittag ist das Heim jedoch wieder an das Stromnetz angeschlossen. Dennoch gab man sich an dem einen Tag noch besonders vorsichtig: Auf die sonst übliche Animation der 20 Bewohner am Nachmittag wurde verzichtet, auch die Mahlzeiten wurden auf die Zimmer gebracht. Das sei als reine Vorsichtsmaßnahme gedacht gewesen, hieß es. „Man kann es nicht riskieren, Leute mit dem Lift nach unten zu bringen und dann fällt der Strom vielleicht wieder aus. Wir können zwar den Lift händisch absenken, aber das Risiko gehen wir nicht ein.“

Nachdem der Wiener Tiergarten Schönbrunn am Montag erstmals wegen Glatteises schließen musste, kann der Zoo nun wieder besucht werden. Die Räumungsteams seien unermüdlich im Einsatz gewesen, alle Wege seien inzwischen gestreut, versicherte der stellvertretende Tiergartendirektor Gerhard Kasbauer am Dienstag via Aussendung. Besucher bat er, auf den Hauptwegen zu bleiben.

Weiterhin im Warmen müssen bzw. dürfen die Giraffen bleiben. Für sie sei es im Freien bei diesem Wetter zu gefährlich. Auch die Nashörner dürfen vorerst nur in einen Teil ihres Geheges.