Chronik/Österreich

Geparde müssen drinnen bleiben

Ginger ist irritiert. Ihr Freigehege im Salzburger Zoo sieht ganz anders aus, als sie es vor zwei Monaten verlassen hat. Ein neuer, tiefer Teich, in dem sie sich spiegeln kann; blanke Erde statt grüner Wiese und Steinen am Uferrand; und es riecht nach Bauarbeiter. Gebückt und im Zickzack streifen auch ihre Sprösslinge Mena, Shawari und Mahiri umher. Alles Unbekannte wird mit gesträubtem Nackenhaar angefaucht. Ginger stärkt sich mit einem Schluck aus dem Teich.

Schmiedet die Geparden-Dame etwa schon wieder Fluchtpläne? "Nein, sie muss jetzt nur zentimeterweise ihr Revier neu erobern", erklärt Tierpfleger Andi Gferer.

Wagemutige Flucht

700 Arbeitsstunden und 60.000 Euro hat der Umbau erfordert. "Der Teich ist jetzt rund 1,30 Meter tief, das Becken wurde betoniert und mit Folie überzogen. Auf der Besucherseite wurde ein zweiter Elektrozaun angebracht", erklärt Zoodirektorin Sabine Grebner. Der holländische Geparden-Experte Lars Versteege hat seinen Sanktus gegeben, Freitagvormittag konnten die Raubkatzen ihr Quartier wieder beziehen.

2013 wurde es bereits für 220.000 Euro auf den modernsten Stand der Sicherheitstechnik gebracht. Dachte die Zooleitung zumindest, bis Ginger am 8. April eine wagemutige Fluchtaktion hinlegte. Die Raubtierdame ist durch den lehmigen Teich gewatet, hat die Stromlitzen unversehrt überwunden und ist über die zweieinhalb Meter hohe Mauer gesprungen. Besucher entdeckten das Raubtier, als es sich gerade unter die Schafe im Streichelzoo gemischt hatte. Ganz friedlich, sagt Tierpfleger Andi, habe sie sich von ihm zurück in ihr Gehege begleiten lassen. "Wir haben alles unternommen, damit so etwas nicht noch einmal passieren kann. Keiner unserer Besucher oder der Anrainer soll Angst haben müssen", betont die Zoodirektorin.

Nachbarn entspannt

Es war nicht das erste Mal, dass einer ihrer Geparden den Duft der Freiheit schnuppern konnte. Im Juni und im Juli 2012 entwischten zwei Junge aus Gingers vorherigem Wurf vom Zoogelände. Nachbarin Edith S. wurde damals bei ihrem Morgenspaziergang mit den Raubtieren konfrontiert. Sie habe sich aus der Ferne zunächst gewundert, was das für seltsame Hunde seien, erzählte sie den Medien. Als sie sich näherten, kam ihr ein Passant zu Hilfe. Mit Stöcken und Schreien gelang es ihnen, sich die Tiere vom Leib zu halten. Daraufhin marschierten die Gepardenjungen von selbst in den Zoo zurück.

Eine Geschichte, über die man in der Nachbarschaft heute herzhaft lachen kann, sagen Richard und Evelyn Schmidjell. Angst vor Zoo-Flüchtlingen sei ihnen fremd. "Es kommt immer wieder vor, dass wir einen Steinadler oder einen Bussard im Garten haben. Bedrohlicher als so einen Geparden finde ich die Pfaue. Die lassen sich auf unseren Gartensesseln nieder und ich muss dann ihre Hinterlassenschaften wegputzen", erzählt die Hausherrin. Mit einem Griff zum Telefonhörer sei die Sache bisher immer erledigt gewesen. "Dann kommen die Zoowärter und fangen sie wieder ein. Wir sehen das ganz entspannt."