Chronik/Österreich

Salzburg: ÖVP-Klubchefin Rogatsch geht

Turbulent ging es am Dienstag an gleich zwei Polit-Schauplätzen in der Stadt Salzburg zu: Im Schloss Mirabell muss FPÖ-Klubobmann Andreas Schöppl seinen Schreibtisch räumen. Im Chiemseehof gab ÖVP-Landtagsklub-Chefin Gerlinde Rogatsch ihren Rückzug bekannt. In der Landtagssitzung am 4. Februar werde sie ihr Mandat zurücklegen. Nach 20 Jahren in der Politik sei es an der Zeit, sich „beruflich neu zu orientieren“, erklärte sie. 1994 übernahm die gebürtige Kärntnerin die Büroleitung im ÖVP-Generalsekretariat, seit 2004 ist sie Klubchefin. Bis Jahresende arbeitet die bald 50-Jährige noch im Regierungsbüro von Christian Stöckl bei der Umsetzung der Spitalsreform mit. Über ihre Nachfolge will der ÖVP-Klub am Mittwoch entscheiden.

„Galopp ins rechte Eck“

Währenddessen sorgt die Nachfolge von Schöppl für helle Aufregung im grünen und roten Lager. Der 46-jährige Andreas Reindl übernimmt den FPÖ-Klubvorsitz im Salzburger Gemeinderat. „Das ist ein Galopp ins rechte Eck“, sagt SPÖ-Klubobmann Bernhard Auinger. Während Schöppl als „gemäßigter Freiheitlicher“ gilt, war Reindl vergangene Woche bei der Mahnwache für die Opfer des Charlie-Hebdo-Attentats an der Seite von Identitären marschiert. „Er hat sich von dieser Ideologie nicht offiziell distanziert, sondern nur behauptet, das sei ein Versehen gewesen“, kritisiert Ingeborg Haller von der grünen Bürgerliste. Auinger vermutet, dass es deswegen zu Unstimmigkeiten zwischen Schöppl und Reindl gekommen sei. Nach außen habe Schöppl sich zwar vor ihn gestellt, intern soll er ihn aber scharf kritisiert haben.

Bei Gerüchten wie diesem spitzt Schöppl die Ohren: „Ich weiß ja selbst nicht, wieso ich gehen muss.“ Bei einer Klubsitzung am Montag hätten ihm die Kollegen „aus heiterem Himmel“ das Misstrauen ausgesprochen. Schöppl werde sein Gemeinderatsmandat abgeben („Ich in kein Sesselkleber“), bleibe aber Parteimitglied. Er ist in bester Gesellschaft: Vergangene Woche hat der stellvertretende FPÖ-Landtagsklubchef Friedrich Wiedermann seinen Hut genommen – wegen „unüberbrückbarer Differenzen“, wie er knapp erklärte.