Schneechaos: „Mit Strom wäre es Traum“
Von Christian Willim
Bis zu einem Meter Neuschnee sind am Donnerstag in Teilen Kärntens und Osttirols gefallen. Die Straße durch das Lesachtal, das beide Bundesländer verbindet, war am Freitagnachmittag wie zahlreiche weitere Verbindungen immer noch gesperrt. Umgestürzte Bäume und Lawinengefahr machten ein Passieren unmöglich. Die Bewohner des Tals waren da schon einen ganzen Tag von der Außenwelt abgeschnitten. Auf Osttiroler Seite mussten sie dabei – wie Hunderte weitere Haushalte im Bezirk – auf Strom verzichten. Umgestürzte Bäume hatten bereits am Donnerstag zahlreiche Leitungen gekappt.
Wärme vom Kachelofen
Die Gemeinde Kartitsch am Eingang des Tals konnte gegen Mittag zumindest wieder vom Drautal her mit dem Auto erreicht werden. „Wir haben im Dorf 70 bis 80 cm Schnee bekommen. Mit Strom wäre es ein Traum“, nahm Vize-Bürgermeister Leonhard Draschl, den Ausnahmezustand mit Humor. Wärme habe der Kachelofen gespendet. „Gekocht haben wir mit dem Fonduegeschirr.“
Die Bautrupps der für das Stromnetz verantwortlichen Tinetz standen wie bereits am Donnerstag im Dauereinsatz. „1500 Haushalte werden aber wahrscheinlich noch eine Nacht aushalten müssen. Allein im Lesachtal hängen rund 40 Bäume in den Leitungen“, sagte Einsatzleiter Klaus Schüller am Freitagabend. Zumindest das Defereggental werde man wieder in Betrieb nehmen können. Ein weiterer neuralgischer Punkt war das Villgratental, das für die Tinetz-Arbeiter praktisch den ganzen Tag über wegen Lawinengefahr nicht erreichbar war.
Von Lawine verschüttet
Die Lawinengefahr macht aber nicht nur den Stromversorgern zu schaffen. Die Warnstufe wurde in Vorarlberg und Tirol auf 3 (erhebliche Gefahr) erhöht. Die Experten rieten „dringend“ davon ab, die gesicherten Pisten zu verlassen. Vergeblich.
Am Freitagvormittag kam es innerhalb weniger Stunden in drei Tiroler Skigebieten zu Lawinenabgängen. In Sölden löste ein Skifahrer abseits der Piste ein Schneebrett aus und wurde teilverschüttet. Er blieb ebenso unverletzt wie eine Person, die in Ischgl oberflächlich verschüttet und von Freunden ausgegraben wurde. In St. Anton wurde ein Leichtverletzter nach einem Lawinenabgang mit dem Hubschrauber ausgeflogen.