Rudolfskai: "Grundlos eine Gerade ins Gesicht"
Mau blutet aus der Nase, und er ist stinksauer. Sein Freund Alexander wollte vor einem Lokal am Rudolfskai gerade in sein Clownskostüm schlüpfen und bat einen Passanten, seine Jacke zu halten. "Und schon gibt ihm der eine Gerade ins Gesicht. Einfach so, ohne Grund", erzählt er. Kurz darauf bekam der 17-Jährige selbst einen Kopfstoß. Er glaubt, dass sein Vorderzahn wackelt. "Das ist Alltag am Rudolfskai", behauptet Alexander. "Wer hier öfter fortgeht, bekommt früher oder später eine aufgelegt." Sie fahren mit der Rettung ins Spital. Für die beiden ist die Halloween-Nacht gegen 1 Uhr gelaufen.
Für Christoph Gummer und seine Kollegen von der Polizeiinspektion Rathaus in Salzburg noch lange nicht. Die Lokalmeile am Rudolfskai ist ihr Revier – ein 150 Meter langer Spielplatz für Nachtschwärmer, Halbstarke und Volltrunkene.
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Rückblick: Ab 2005 nahmen die Zwischenfälle derart überhand, dass die Stadtpolizei ein Maßnahmenpaket schnürte. Dazu gehörte eine Videoüberwachung, ein nächtliches Alkoholverbot zwischen Staatsbrücke und Mozartsteg, weiters wurde die "SOKO Rudolfskai" gegründet.
Im Fall des Kopfstoß-Opfers nahmen die Kameras ein verwertbares Foto des Täters auf, eine Sofortfahndung wurde eingeleitet.
"Street Buddys"
Während sich zwei Beamte auf die Suche nach dem Angreifer machen, marschiert Einsatzleiter Gummer mit einem Kollegen weiter am Rudolfskai entlang. Hunderte Jugendliche tummeln sich vor den Lokalen und auf der anderen Straßenseite am Salzachufer.
Wesentlich kontaktfreudiger sind da schon die "Street Buddys" – im Salzburger Nachtleben eine Institution. Was sie tun, fällt unter den Begriff "aufsuchende Sozialarbeit". Sie verteilen Taschentücher und Wasserflaschen, wenn jemand ein unerfreuliches Wiedersehen mit seinen Bargetränken hatte, Flipflops, wenn die Füße in den Highheels schmerzen, und sie klauben die Damen vom Asphalt auf, damit sie sich keine Blasenentzündung holen.
"Ich habe selbst einen Sohn in dem Alter. Als er mir erzählt hat, was hier los ist, wollte ich einfach helfen", sagt Chef-Buddy Glenn Chapman. Mit seinen ehrenamtlichen Helfern in den auffälligen blauen Jacken ist er jedes Wochenende auf der Straße im Einsatz.
Gegen 4 Uhr Früh wird es ruhig am Kai. Die Lokale sperren zu, auf der Straße kommt es zu einem letzten Aufbegehren der Nachtschwärmer. Die Bilanz der Halloween-Nacht: Zwei Opfer mit Gesichtsverletzungen – das waren Mau und Alexander – und ein weiteres Kopfstoß-Opfer gegen 5 Uhr Früh.