Chronik/Österreich

Rekordsommer in Österreich

Rio de Janeiro, Dakar und Shangai hat Wien bereits überholt. Mit knapp 34 Grad war es am Donnerstag in der österreichischen Hauptstadt fast genauso heiß wie in der ägyptischen Metropole Kairo. Und es wird noch heißer: Die dritte Hitzewelle des Jahres rollt über das Land. Am Samstag wird ein vorläufiger Höhepunkt erwartet – und auch danach ändert sich an der Großwetterlage laut Wetterdienst Ubimet bis auf Weiteres nur wenig.

Während der Sommer zwar ideal für Freibad- oder Eissalonbesitzer ist, bringt das lang anhaltende Hoch auch Komplikationen. Kreislaufbeschwerden etwa sind ein häufiges Problem: Die Wiener Berufsrettung verzeichnet derzeit um ein Fünftel mehr Einsätze. Beim NÖ Hilfswerk wiederum gingen in der vergangenen Woche mehr als 1700 Notrufe ein. Ronald Packert, Sprecher der Wiener Berufsrettung, appelliert an ältere Menschen, an heißen Tagen ausreichend zu trinken. Aufgrund der erhöhten Ozonwerte sollte man Anstrengungen im Freien vermeiden.

Ein weiterer Einsatzgrund sind Insektenstiche: Essen und Trinken im Freien lockt Wespen an. Harald Brugger von der Umweltberatung rät, Getränke aus Dosen mit einem Trinkhalm zu konsumieren und die Kinder zu schützen: "Wenn sie etwas Süßes gegessen haben, sollte man ihnen sofort Gesicht und Hände waschen."

So trotzen Sie der Hitzewelle am besten:

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Wespenbelagerung

Nicht nur beim Picknicken, auch im Schwimmbad gibt es viele Wespen. Am Mittwoch musste das Amstettner Freibad aus diesem Grund gar seine Wasserrutsche sperren: Die Insekten hatten begonnen, im Inneren der Rutsche ein Nest zu bauen.

Auch Pflanzen haben mit der Hitze ihre liebe Not: Die Wiener Stadtgärten kommen mit dem Gießen der Bäume und Gärten kaum nach. "Wir konzentrieren uns auf Jungbäume, für die ist das Wasser besonders wichtig", sagt ein Sprecher. "Und es ist jeder Wiener eingeladen, die Alleebäume vor seiner Haustüre mit einem Kübel Wasser zu verwöhnen."

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Ähnlich ist die Situation in Baden: Die Mitarbeiter der Stadtgartenverwaltung sind täglich unterwegs – und versuchen, das Schlimmste zu verhindern. "Ich kann mich nicht erinnern, wann wir es zuletzt so schwer hatten, die Situation im Griff zu behalten", sagt Johann Posch.

Harald Schally von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich nennt die Hitze gar "ein Riesenproblem". Die Notreife setze ein, es komme zu einer verfrühten – und somit geringeren – Ernte. Betroffen sind Mais, Soja und Kürbis. "Der Boden ist komplett ausgetrocknet", seufzt Schally. Die Trockenheit bereitet auch der Feuerwehr Probleme: Die Waldbrandgefahr steigt, die Feuerwehr muss derzeit daher täglich ausrücken.

Auf Regen hofft auch Landesfischermeister Karl Gravogl: Aufgrund der Trockenheit sinkt der Wasserstand. Flacheres Wasser wärmt sich schneller auf – das wiederum bedeutet den Tod für viele Fische.

Kühle Orte für heiße Tage:

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Gemeinsam mit den diesjährigen Hitzewellen stiegen Anfang Juli auch die Verkaufszahlen von Ventilatoren. Theoretisch. Seit zwei Wochen verlassen die potenziellen Kunden im Elektrohandel „EP:Kurz“ jedoch enttäuscht und mit leeren Händen die Geschäfte.

„Das Peinlichste für einen Unternehmer ist es interessierte Kunden zu haben, aber diese nicht zufriedenstellen zu können“, sagt Inhaber Erich Kurz. Zwölf bis 15 Anfragen pro Tag erhält er für Ventilatoren, vergeblich. Kein einziges Gerät stehe mehr zum Verkauf frei.

Die kuriose Erklärung: Die Lager der zuständigen Firmen seien während der Sommermonate geschlossen und können daher keine neuen Waren liefern. Auch der Umsatz anderer Geräte sei aufgrund der Wetterbedingungen um fast 20 Prozent gesunken.

Die Klimaanlagenfirmen hingegen profitieren aufgrund der steigenden Temperaturen. Für sie stellt die große Nachfrage kein Problem dar, da sie schon im Frühjahr vorgesorgt haben. Dennoch beträgt die Wartezeit für eine neue Anlage bis zu zwei Wochen. In einem Punkt sind sich alle angefragten Firmen einig: So hohe Verkaufszahlen für Klimageräte wie heuer verzeichneten sie schon lange nicht mehr. Ein Ende des Auftragsbooms ist nicht in Aussicht.