Chronik/Österreich

Acht Barren Gold und der Traum von der Insel

Die Spannung ist am Dienstag im Innsbrucker Landesgericht vor dem Erscheinen des Angeklagten förmlich zum Greifen. Als er eintritt, wird er von drei Kamerateams, Fotografen und Journalisten umringt. Es ist der Beginn eines der spektakulärsten Prozesse, der je in Innsbruck verhandelt wurde.

Seit gestern sitzt Heinz S. auf der Anklagebank. Dem suspendierten Polizisten wird zur Last gelegt, am 15. März 2012 in Wiesing eine 49-jährige Bankangestellte vorsätzlich getötet zu haben. Er soll sie zunächst mit Chloroform betäubt und mit Benzin übergossen haben. Schließlich soll er den Pkw, in dem sie saß, mit zwei Signalfackeln in Brand gesetzt haben. Als Motiv sieht die Anklagebehörde acht Goldbarren im Wert von 333.388 Euro. Diese blieben bisher unauffindbar.

DNA-HinweiseFür den Staatsanwalt gibt „es keine Zweifel an der Schuld“ des Angeklagten. Der Beschuldigte habe intimen Kontakt zu dem Opfer unterhalten und der Frau vorgetäuscht, für eine Zillertaler Unternehmerfamilie Gold anschaffen zu wollen. Das sei die einzig plausible Variante, erläuterte der Staatsanwalt. DNA-Spuren des Beschuldigten seien auf einer Stoffwindel, einem Kanister und einem Papierknäuel gefunden worden. Am Tag vor der Tat habe sich der 52-Jährige zudem auf Google Maps Bilder des Geländes rund um den Tatort angesehen.

Heinz S. sagte gestern, dass er nie am Tatort gewesen sei. Er präsentierte die Variante eines fingierten Raubs, den er gemeinsam mit der Bankerin geplant habe. „Wir wollten uns mit dem Geld nach Mallorca absetzen.“ Er habe lediglich die Utensilien zur Verfügung gestellt, erklärt der 52-Jährige die DNA-Spuren.
Er bestritt sowohl den Mord als auch den Raub. Ebenfalls nicht schuldig bekannte er sich in Bezug auf einen Mordversuch an einem Polizeikollegen bei einem unternommenen Fluchtversuch. Heute folgt der zweite von insgesamt sechs Prozesstagen.