Prozess: Ex-Pfleger soll Aiderbichl erpresst haben
Er sei sehr gut mit Michael Aufhauser ausgekommen, beteuerte sein früherer Pfleger am Mittwoch mehrmals vor dem Salzburger Landesgericht. Von Dezember 2015 bis Juli 2016 kümmerte sich der 44-jährige Kroate um den nach einem Aortenriss schwer kranken Gründer von Gut Aiderbichl. "Ich mag den Aufhauser immer noch", meinte der Mann, obwohl das Dienstverhältnis unrühmlich endete.
Selbiges würde er über Aiderbichl-Geschäftsführer Dieter Ehrengruber wohl nicht mehr sagen. Ihn soll der Kroate mit einem Brief erpresst haben. Wenn Ehrengruber ihm für die psychische Beeinträchtigung, die er durch die Aufforderung zu sexuellen Handlungen an Aufhauser erlitten habe, nicht eine "angemessene Entschädigung" zahle, werde er mit intimen Bildern Aufhausers an die Medien gehen. So steht es jedenfalls im Strafantrag gegen den früheren Mitarbeiter.
Beim Prozess wollte der einschlägig vorbestrafte Angeklagte nichts davon wissen, besagten Brief verfasst zu haben. "Ich habe aus den Medien erfahren, dass ich als Erpresser dargestellt werde", behauptete der Mann. Er stellte Vermutungen an, Ehrengruber habe den Brief selbst geschrieben, da er in Ungnade gefallen sei. Dem Geschäftsführer habe es womöglich nicht gepasst, dass Aufhauser ihm ein Auto und einen Teil seines Vermögens angeboten habe.
"Das höre ich jetzt zum ersten Mal", meinte der als Zeuge geladene Ehrengruber dazu. Er halte es gar nicht für möglich, dass Aufhauser solche Zusagen gemacht habe – der Aiderbichl-Gründer habe damals wegen seiner Erkrankung nämlich kaum sprechen können.
Bei der Richterin weckte Ehrengrubers Umgang mit der mutmaßlichen Erpressung Interesse. Er war nämlich selbst medial in die Offensive gegangen, ehe erst Ermittlungen aufgenommen wurden. „Für mich stellt sich die Frage: Warum haben Sie nicht sofort die Polizei verständigt?“, fragte die Richterin. Ehrengruber antwortete, er habe der Sache den Wind aus den Segeln nehmen wollen.
Laufende Ermittlungen
Die Verhandlung ist am Mittwoch auf 24. Mai vertagt worden. Die Richterin will noch Ehrengrubers Sekretärin, die beim Öffnen des mutmaßlichen Erpresser-Briefs angeblich anwesend war, als Zeugin befragen.
Für Ehrengruber war es nicht der erste Auftritt vor Gericht. Bereits im Oktober war er in einem Prozess rund um einen Tiergnadenhof als Zeuge geladen. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft führt ihn außerdem nach wie vor als Beschuldigten in einem Ermittlungsverfahren, bestätigt Mediensprecher Konrad Kmetic auf Anfrage.