Chronik/Österreich

Polizist bestahl Bankräuber und seine Kollegen

Allein die Liste, in dem die Vergehen eines heimischen Polizisten stichwortartig angeführt sind, umfasst knapp neun Seiten. Die Disziplinarkommission des Innenministerium und die heimischen Gerichte mussten sich mit dem Beamten beschäftigen, der wohl als „diebische Elster“ bezeichnet werden könnte – sogar einem von ihm durchsuchten Bankräuber stahl der Mann 60 Euro aus dessen Hosentasche.

Auf die Spur kamen die Ermittler durch einen Brand im Haus des Betroffenen. Dabei fanden sich in seiner Garage zahlreiche Gegenstände aus dem Bestand der Polizei: „Acht Flaschen Autoreinigungsmittel, 13 Stück Cockpitsprays, 230 Stück Alkali-Mangan-Batterien, zehn Großpackungen Toilettenpapier zu je 30 Stück, 18 Flaschen Motoröl zu je einem Liter“, listet das Sicherstellungsprotokoll unter anderem auf. Dazu noch 135 Stück Büroartikel aus dem Bestand des Wachzimmers.

2000 Liter Diesel

Befragt wurde zunächst die Ehefrau des Polizisten, die freimütig erzählte, dass sie immer wieder das Auto mit dem nicht rechtmäßig erworbenen Diesel betanken musste. Insgesamt 2000 Liter aus Staatsbesitz sollen so den Besitzer gewechselt haben. Doch selbst die Kaffee-Pads seiner Kollegen waren nicht vor ihm sicher. Der Diebstahl von 285 Kaffeepads im Wert von rund 100 Euro wurde ihm ebenfalls angelastet.

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Auch sonst waren die Polizisten auf dem Wachzimmer nicht sicher: Eine Uniformmütze, das schwarze Barrett eines Beamten, Taschenlampe, Gürtelschnallen und ein Leatherman-Werkzeug kamen ebenfalls abhanden. Selbst eine dreiteilige Aluleiter (200 Euro) ließ der Beamte auf seinem Wachzimmer mitgehen. Und: Den Vertrag eines Kollegen mit der Musikgruppe „Die Schürzenjäger“.

Doch damit nicht genug: „Aus Böswilligkeit“ – so das aktuelle Disziplinarurteil – hat der Mann auch Gehaltszettel seiner Kollegen entwendet und deren Originalbelege, um die Auszahlung von Spesen zu verhindern.

Bei Kontrollen von Fahrzeugen bestand der dringende Verdacht, er könnte Geld auf die Seite gebracht haben. In einigen Fällen gab es zumindest mangelnde Dokumentationen und Unregelmäßigkeiten. In einem Fall soll er die Strafe für gleich 43 Verwaltungsübertretungen selbst kassiert haben. Insgesamt „erwirtschafte“ der Beamte so wohl tausende Euro.

Das sagt der Betroffene

Zu den 59 angeführten Punkten erklärte sich der Beamte nur teilweise geständig und machte unterschiedliche bis wirre Angaben. Die Polizeikappe eines Kollegen nahm er angeblich nur zum Waschen mit Nachhause. Die Kaffeepads soll seine Frau gekauft haben. Den Leatherman hatte er nachweislich nur versteckt, allerdings fanden sich zahlreiche andere vermisste Gegenstände wie etwa Lederhandschuhe der Kollegen bei ihm.

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Auch der USB-Stick einer Frau, die diesen in ihrer Handtasche bei einer Tankstelle verloren hatte, tauchte wieder auf. Die Leiter der Dienststelle stand im Garten des Polizisten. Diese will der Mann aber am Flohmarkt gekauft haben – offenbar mit der gleichen Beschädigung wie jene am Wachzimmer.

Der Beamte saß sogar einige Zeit in Untersuchungshaft, erhielt am Ende (rechtskräftig) fünfzehn Monate bedingte Haft. Die Disziplinarkommission beschloss die Auflösung des Dienstverhältnisses. Das ist die Höchststrafe im Disziplinarrecht.