Chronik/Österreich

Faber: "Jesus zeigt uns, jeder kann scheitern"

Die letzten sieben Tage von Jesu Christi beinhalten für Dompfarrer Toni Faber die gesamte Dramatik einer Katastrophe. "Was sich in der Karwoche abspielt, ist die Entwicklung von Jubel zum Leid und am Ende steht der Neuanfang. Beim Einzug nach Jerusalem jubeln die Menschen Jesus noch zu. Wenige Tage später ist Jesus von Judas verraten und das Volk verlangt die Kreuzigung." Die Botschaft der Karwoche ist für Gottesmann Faber eindeutig: "Jesus Schicksal zeigt uns, jeder kann scheitern."

GRÜNDONNERSTAG: Das letzte Abendmahl

Die Geschichte: Jesus Christi verbringt das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern, bevor der Messias stirbt. Der Sohn Gottes bricht das Brot und verteilt es zum Abschied an seine Tischgenossen, ebenso reicht er den Becher mit Wein herum – ein Zeichen dafür, dass bald sein eigener Leib zerbrochen wird zur Erlösung aller Menschen. Dann steht Jesus auf, streift seine Oberkleider ab, bindet sich eine Schürze um und wäscht die Füße seiner Jünger. Mit dieser Geste erweist Jesus seinen Nächsten den Sklavendienst und sagt: "Und so, wie ich nun eure Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr einer des anderen Füße waschen."

Toni Fabers Erklärung: "Mit diesem Liebesdienst zeigt uns Jesus, dass wir als Christen auch füreinander einen Dienst ausüben können. Etwa, dass die Reichen sich für die Armen einsetzen." Papst Franziskus wusch im Vorjahr männlichen und vor allem auch weiblichen Gefangenen die Füße. Dieser Tabubruch war gleich am Beginn seines Pontifikates ein starkes Zeichen. Diese Geste des Papstes wurde als Kopfwäsche für all jene Prälaten und Monsignore im Vatikan interpretiert, die sich gerne von der Überheblichkeit leiten lassen. Dieses Jahr besuchte Franziskus für die Fußwaschung ein Behindertenzentrum in Rom.

Alle Inhalte anzeigen

Am Abend des letzten Abendmahls spricht Jesus ein intensives Gebet. Er sagt: "Herr, wenn es möglich ist, lass den Kelch an mir vorübergehen. Aber nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille." Jesus ringt mit seinem Schicksal, aber trotzdem sagt er Ja zum Kreuz. Der Sohn Gottes sagt nicht, wo er sein Glück sieht, sondern vertraut darauf, dass Gottes Weg ihm mehr Glück bringt.

KARFREITAG: Gegen 15 Uhr starb Jesus

Die Geschichte: Der Karfreitag ist der Tag des Kreuzweges (14 Stationen) und die Todesstunde Jesu. Gegen 15 Uhr stirbt Jesus am Kreuz. Der Sohn Gottes ist zu dem schmerzlichsten Tod verurteilt worden, den die damalige Zeit kannte. Es ist der höchste Fasttag.

Als Jesus am Kreuz hängt, schreit er: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen."

Toni Fabers Erklärung: "In dieser unglaublich dramatischen Situation erklärt sich Gott solidarisch mit den Leiden der Menschen. Auch er hilft seinem Sohn nicht, erlöst ihn nicht von den Qualen. Oft ist für uns unerklärbar, warum Gott Katastrophen wie das Fährenunglück in Südkorea oder die gekenterten Flüchtlingsboote vor Lampedusa in unserer Welt zulässt. Mit der Kreuzigung von Jesu geht Gott diese Leiden mit und zeigt, dass er das Schwerste auf sich genommen hat. Dadurch sollen die Menschen Trost und Kraft finden."

Bilder: Osterbräuche aus aller Welt

Alle Inhalte anzeigen

KARSAMSTAG: Hoffnung auf Neuanfang

Die Geschichte: Es ist der erste Tag nach Jesu Tod und der Tag der Grabesruhe. Am Karsamstag findet kein Gottesdienst statt und die Altäre in den Kirchen sind frei von Kerzen und Blumen. Am Karsamstag wurden Wachen vor dem Grab von Jesus positioniert. Sie sollten darauf achten, dass der Leichnam nicht gestohlen wird und so die Aussage im Land verkündet werden kann, dass Jesus auferstanden sei.

Mit Einbruch der Dunkelheit wird die Osternacht gefeiert. Es ist die Nacht, in der das Kreuz, der Tod und das Leiden überwunden sind. Jesus ist also auferstanden und es beginnt von jetzt an das ewige neue Leben.

Bilder: Was Osterbräuche bedeuten

Alle Inhalte anzeigen

Toni Fabers Erklärung: "Dieser Tag der Depression besiegelt bei vielen Menschen den Glauben an einen neuen Anfang. Symbolisch kann man für den Karsamstag sagen, dass trotz der hoffnungslosen Lage das Leben weitergeht und bessere Tage folgen, wie die Auferstehung Jesu deutlich macht. In dieser Nacht brennt das Osterfeuer, an dem auch die Osterkerze entzündet wird. Von ihr entzünden sich wieder weitere Lichter. Durch das Teilen des Lichtes entstehen Tausende. Die Symbolik dahinter: Wenn man teilt, ergibt es mehr und nicht weniger."

OSTERSONNTAG: Die Auferstehung

Die Geschichte: Am frühen Morgen verjagt ein Erdbeben die Wächter. Das Grab wird geöffnet. Maria Magdalena, nach ihr auch die Apostel Petrus und Johannes entdecken: Es ist leer. Maria begegnet dem Auferstandenen . Toni Fabers Erklärung: "Die Auferstehung wird mit dem Osternest gefeiert. Es ist ein Zeichen für Neuanfang und Hoffnung."

Die Karwoche ist voller Symbolik, Bräuche und Rituale. Wenn der Ostertisch mit Osterhasen, Ei und Osterpinze gedeckt ist, dann sind das nicht nur eine süße Dekoration, sondern hinter jedem Symbol steht eine Aussage.

Die Osterkerze: Die gesamte Feuersymbolik des Osterfeuers ist auf die Osterkerze übertragen worden. Die Osterkerze steht heute im Mittelpunkt der Osternachtfeier. Das Osterlicht wird am Osterfeuer entzündet und mit anderen Gläubigen geteilt.

Das Osterlamm ist ein Opfersymbol. Das Lamm ist das klassische Opfertier im Alten Testament. Das Osterlamm steht als Symbol für die unschuldigen Hingabe, das Sterben von Jesus.

Palmkätzchen: Am Palmsonntag zieht Jesus nach Jerusalem ein, das Volk jubelt ihm zu. Sie breiten Palmenzweige auf der Straße aus und schreien einen Hosianna: „Herr, bring uns Hilfe“. Aber diese Stimmung schlägt schnell um.

Ostereier sind ein Zeichen der Fruchtbarkeit. Das Ei ist das Sinnbild für das Osterfest und steht für Fruchtbarkeit. Der Konnex zu Jesus lässt sich laut Toni Faber so schließen: Aus der Verschlossenheit seines Grabes ist neues Leben entstanden. Wie das Küken die Schale durchbricht, so kommt Jesus lebend aus dem Felsengrab.

Osterpinze besiegelt das Ende der Fastenzeit. Der Ostersonntag ist auch ein Fest des Neuanfangs. Mit den süßen Osterpinzen und dem Osterschinken feiert man das Ende der Fastenzeit.
Osterhase schläft mit offenen Augen. Deswegen steht der Hase für die Liebe Gottes, die niemals schläft.