Chronik/Österreich

Türke ist beliebtester Gemeinderat Salzburgs

1213 Salzburger haben am Sonntag den Namen „Günes“ neben ihr Kreuzerl bei der SPÖ geschrieben. Der 26-jährige Versicherungskaufmann Osman Günes hat bei den Gemeinderatswahlen am Sonntag damit mehr als das Dreifache an Vorzugsstimmen wie SPÖ-Chef Heinz Schaden erzielt. Schaden bekam in der Bürgermeisterdirektwahl zwar 23.505 Stimmen, aber nur 393 Vorzugsstimmen für den Gemeinderat. Am 23. März muss er mit Harald Preuner (ÖVP) in die Stichwahl.

Integration

Osman Günes hat sein Mandat fix in der Tasche. Von Platz 23 ist er auf Platz 15 vorgerückt und verdrängte SPÖ-Kandidat Bruno Kanzler. Diesen Triumph verdanke er eindeutig seinen Landsmännern, sagt Günes. Seine Wahlkampfstrategie klingt stark nach Klischee, war aber offenbar von Erfolg gekrönt: „Ich habe bei Kebap-Standln, in Internetcafés, Moscheen und auf türkischen Hochzeiten auf die Vorzugsstimme aufmerksam gemacht. Die Migranten haben mir einen großen Vertrauensvorschuss gegeben. Ich kenne ihre Anliegen und möchte für sie eine Brücke sein.“ Besonders am Herzen liege ihm die Förderung von Deutschkursen, erklärt er: „Die Probleme der Migranten in Schulen und beim Wohnen kann man nur lösen, wenn alle Salzburger eine gemeinsame Sprache sprechen.“

Der Erfolg Günes’ habe laut Meinungsforscherin Ernestine Depner-Berger Signalwirkung an die Stadtpolitik. „Migranten sind im urbanen Raum eine stark wachsende Gruppe, die man in der Marktforschung bisher zu wenig wahrgenommen hat. Wer es schafft, auf sie einzugehen, wird in Zukunft der Sieger sein.“

An Tag zwei nach ihrem überraschenden Erfolg bei den Gemeinderatswahlen melden sich die Neos am Dienstag aus ihrer Denkpause zurück. Den Sitz im Stadtrat will Neos-Chefin Barbara Unterkofler übernehmen. Bildung und Kinderbetreuung seien der zweifachen Mutter eine Herzensangelegenheit, sie sei aber auch für neue Themen offen. Den Klubvorsitz soll Listenvierter Christoph Starzer machen.

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Die Neos haben, wie berichtet, bei der Stadt-Wahl fünf Mandate gewonnen und der FPÖ mit nur sechs Stimmen Vorsprung den Stadtrat weggeschnappt. Unterkofler kündigt einen neuen Stil im Rathaus an: „Wir verfolgen eine gemeinsame Linie, wollen aber das freie Mandat leben. Es soll ein lebendiger Diskurs möglich sein.“

Rot und Schwarz haben bereits ihr Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet. Mit SPÖ-Bürgermeister Heinz Schaden soll es am Donnerstag ein Treffen geben. Den hat Unterkofler am Dienstag übrigens zugunsten ihres Medienauftritts versetzt.