Notpass für Kinder von Salzburger IS-Anhängerin ausgestellt
Von Matthias Nagl
Das Coronavirus bindet auch im Außenministerium die meisten Ressourcen. Deshalb ist derzeit eine Rückholung der Salzburger IS-Anhängerin Maria G. und ihrer beiden Kinder aus dem syrischen Flüchtlingslager Al-Hol unwahrscheinlich. Dabei wurden laut KURIER-Informationen für die beiden Söhne, beide im Kleinkindalter sind, bereits die für eine Rückkehr notwendigen Notpässe ausgestellt.
Ob der Notpass für Maria G. ebenfalls schon ausgestellt ist, ließ sich nicht verifizieren. Eine Anfrage an das Außenministerium blieb unbeantwortet, dort haben derzeit das Coronavirus und seine Folgen Priorität. Für die Ausstellung der Pässe war ein DNA-Test notwendig, der bestätigte, dass die Buben leibliche Kinder von Maria G. sind. Der wurde bereits Ende des vergangenen Jahres durchgeführt.
Zeitfenster verstrichen
Die Eltern der Salzburgerin wollen ihre Enkelkinder so schnell wie möglich nach Salzburg zurückholen. Auch die junge Frau selbst möchte zurückkehren. In Österreich wird nach ihr gefahndet, weil sie sich in Syrien dem Islamischen Staat angeschlossen haben soll. Dass das Außenministerium aktuell andere Sorgen hat, versteht auch Johann Eder, Anwalt der Eltern von Maria G. Er kritisiert jedoch, dass ein mögliches Zeitfenster für die Rückholung ungenutzt verstrichen sei. „Es wären einige Wochen zur Verfügung gestanden. Jetzt sind die Verhältnisse erdenklich schlecht“, sagt Eder.
Während der türkischen Militäroffensive in Nordsyrien im Herbst war eine Rückholung nicht möglich. In den vergangenen Wochen hat sich die Lage zumindest in Nordostsyrien, wo sich das Flüchtlingslager Al-Hol befindet, so weit beruhigt, dass eine Rückholaktion möglich gewesen wäre. Nun wird das durch das Coronavirus verunmöglicht.
Das Flüchtlingslager mit 68.000 Menschen ist vor allem für Kleinkinder ein gefährlicher Ort. Ein harter Winter hat die „widrigen Bedingungen noch einmal widriger“ werden lassen, wie Eder sagt. Laut kurdischem Roten Halbmond starben 2019 in dem Lager 517 Menschen, viele davon Kinder. Anfang Oktober holte das Außenministerium zwei Söhne der mutmaßlich in Syrien ums Leben gekommenen Wiener IS-Anhängerin Sabina S. aus dem Lager Al-Hol zurück. Sie wachsen nun bei ihrer Großmutter auf.