"Die Wut ist groß": Fridays for Future starten Jugendrat
Vor einem Jahr ging die von Schülern getragene Klimaprotestbewegung Fridays for Future in Wien zum ersten Mal auf die Straße. Seitdem hat sich die öffentliche Aufmerksamkeit für die Klimakrise vervielfacht, praktisch weitergegangen ist in Sachen Klimaschutz aber herzlich wenig.
In acht Jahren ist laut Klimaforschern das globale Treibhausgasbudget, das zur Verfügung steht, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen, aufgebraucht. Dennoch ging die Klimakonferenz in Madrid vor Kurzem praktisch ergebnislos zu Ende.
Frustrierend für die jungen Aktivistinnen und Aktivisten. "Die Jugend hat überhaupt keine demokratische Macht", fasst die 18-jährige Lena Schilling die Situation aus Sicht der Fridays zusammen. "Wir sind seit einem Jahr aktiv und die Wut ist groß." Darum wird nun ein Jugendrat ins Leben gerufen, um den Jugendlichen zu einer lauteren Stimme zu verhelfen.
Am 6. Jänner sollen sich um 5 Minuten vor 12 bis zu 1.400 Schülerinnen und Schüler in der Wiener Marx-Halle zusammenkommen, um Forderungen an die Politik zu formulieren.
Tausende Fragebögen
Seit zwei Monaten ist ein Team von 15 bis 20 Leuten dabei, diesen Jugendrat vorzubereiten. Tausende Fragebögen werden in Eigenregie an Wiener Schulen verteilt, um ein Stimmungsbild einzuholen, weil es weder seitens der Bildungsdirektion Wien noch seitens des Bildungsministeriums Unterstützung gebe.
Aus den Ergebnissen dieser Umfrage sollen dann Forderungen abgeleitet werden, über die der Jugendrat zu Dreikönig abstimmen soll.
Thematisch beschränkt man sich in den Fragebögen nicht nur auf Klimaschutz. Auch Bildungs- und Sozialpolitik sind Themen für die Protestbewegung, wenn auch immer unter Rückgriff auf die Klimaagenda. So finden sich auch kostenlose öffentliche Verkehrsmittel in Wien, ein Verbot von Inlandsflügen und die Einführung von Klimabildung als Schulfach im Fragenkatalog wieder.
Ungehört
Die ersten Tendenzen der Umfrage, über die Fridays for Future am Donnerstag informierte, belegen die Frustration der Jugend. So fühlten sich über 90 Prozent nicht ausreichend politisch repräsentiert. "Unglaublich absurd", meint Schilling: "Die Jugendlichen haben das Gefühl, dass niemand ihre Stimme hört", die Resignation sei groß.
Doch auch, wenn die Zeit für den Klimaschutz davonläuft: "Wir sind viele und wir werden aufstehen, bis Schüler die Macht haben, ihr eigenes Leben zu bestimmen", kündigt die 18-jährige Amina Guggenbichler an.
Aber was, wenn auch diese Forderungen wieder ohne handfeste Konsequenzen verhallen?
Auch darüber müsste noch abgestimmt werden, berichten die Aktivistinnen. Denkbar sei ein breites Spektrum an Konsequenzen, auch direkt in die Schulen könnte der Protest getragen werden - solange er friedlich bleibt, wird betont.
Es brauche einfach mutige Politik - "und wenn es keine mutigen Politiker gibt, müssen wir mutig sein", geben sich die Klimaschützerinnen standhaft. "Wir sind bedingungslos bereit, uns für unsere Zukunft einzusetzen."