Chronik/Österreich

Modern und weiblich statt verstaubt: Zwei Frauen an der Spitze

In den Speichern lagern Tausende Schriftstücke, Urkunden, Fotografien, Bürgerbücher, Bauakten. Ein Restaurator arbeitet in der eigenen Werkstatt. Statistiker werten hier ihr Datenmaterial aus.

Sabine Veits-Falk hat das Stadtarchiv als erste Frau übernommen: „Es geht jetzt viel darum, wie wir uns für die Zukunft aufstellen“, erzählt sie über Neubesetzungen im Team. In Gender-Schubladen will die Historikerin nicht denken. Obwohl die Geschlechtergeschichte zu ihren Kernthemen gehört.

Sie rollte die außergewöhnliche Biografie der Ärztin Rosa Kerschbaumer auf, die in den 1880er-Jahren in Salzburg eine Augenklinik führte. „Frauen haben in Österreich erst ab 1900 Medizin studieren dürfen. Das hat mich neugierig gemacht“, betont die Wissenschafterin, die regelmäßig Talks organisiert und an der Uni lehrt.

Auch die Aufarbeitung von belasteten Straßennamen aus der NS-Zeit lief bei ihr zusammen: Die Stadt entschied, dass Zusatztafeln aufgestellt werden.

Unvergessen bleibt der Felssturz im Jänner 2021: 60 Tonnen donnerten in den Lesesaal – zum Glück an einem Samstag in aller Früh, sodass niemand verletzt wurde und auch keine Bestände zu Schaden kamen. „Wie ich gekommen bin, war alles schon abgesperrt.“ Ihre ersten Gedanken? „Fassungslosigkeit und Erleichterung, dass niemand anwesend war.“

In Zukunft will sie die Recherchemöglichkeiten von außen ausbauen. Schriftstücke wirklich in der Hand zu haben sei mit Online-Recherche aber meist nicht zu vergleichen, meint sie. Ein Teil der Bestände wird nun auch digital erfasst.

Neu im Marktamt

Constanze Antosch spannt in ihrer täglichen Arbeit den Bogen vom Leben der Marktfahrer auf Schranne oder Grünmarkt bis zu amtstierärztlichen Kontrollen und der Lebensmittelaufsicht. Seit Jahresbeginn leitet sie Markt- und Veterinäramt. Die Veterinärmedizinerin ist beim Einbringen einer weiblichen Note durchaus erprobt:

Antosch startete vor 20 Jahren im Magistrat als erste Tierärztin bei der Fleischbeschau am Schlachthof Salzburg, ein fordernder Bereich für eine junge Medizinerin, die während des Studiums viel Gespür für die Tiere aufbaute. „Es gehört dazu“, meint sie heute.

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Wichtig war ihr damals vor allem auch ein ruhiger, geordneter Ablauf bei den Schlachtungen. Mit weniger Wertschätzung sei sie als Frau nicht behandelt worden: Bei der Arbeit würden Gender-Unterschiede schnell verschwinden, so Antosch.

Die Lebensmittel-Kontrollen von rund 2.000 Betrieben in der Stadt laufen bei ihr am Amt zusammen. Vom Kebab-Stand bis zur Krankenhausküche gilt es überall, höchste Standards einzuhalten. Sie sieht sich nicht als gefürchtete Instanz mit erhobenem Zeigefinger, will vielmehr die Betriebe mit Tipps begleiten.

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Und auch für die Marktfahrer – allen voran der Schranne, die auf eine mehr als hundertjährige Geschichte baut – sind sie und ihr Team Ansprechpartner. Antosch achtet auf einen guten Warenmix: „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir hier regionale Lebensmittel zur Verfügung haben.“

Kunden suchen Qualität direkt vor der Haustüre – von Gemüse bis zu Brot, Käse oder Fleisch. Die Corona-Durststrecke ist überstanden.

Rund 150 Betriebe sind gelistet und es gibt auch eine Warteliste. Die Schrannen-Tage beginnen für ihr Team um vier Uhr früh, dann, wenn rund um die Andräkirche alles vorbereitet wird.

Privat ist Antosch ein Fan der Märkte und ihrer hohen Qualität. Anonym kann sie als Amtsleiterin nicht mehr einkaufen, das überlässt sie jetzt meist ihrer Familie.