Kriminelle fliegen auf Bienen
Von Anja Kröll
Spricht Christian Osou, Leiter der Kärntner Imkerschule, über Bienen, merkt man die Leidenschaft. Und die Leiden, wenn das Thema auf Bienenstockdiebe kommt. Erst vor wenigen Tagen hatten Unbekannte im Bezirk Villach 500 Meter entfernt vom Wohnhaus eines Imkers zwei Bienenstöcke gestohlen. Seither sucht die Polizei nach den Tierchen.
„Wir haben ein bis zwei Mal jährlich in Kärnten mit Bienendieben zu tun. Ich bin selbst Imker und wundere mich immer wieder, wer sich absichtlich Arbeit stiehlt“, sagt Osou. Der Wert der tierischen Beute liege bei mehreren hundert Euro. Ein Bienenvolk koste rund 200 Euro, gut 20 Kilogramm Honig 300 Euro und eine Reinzuchtkönigin 50 Euro.
Wer die Bienendiebe sind? Die Antwort des Leiters der Imkerschule kommt schnell. „Leider meistens Personen aus der Branche. Das ist wie bei Jägern. Für einen Nicht-Jäger sind Trophäen auch eher uninteressant.“
Die Chancen auf eine Rückkehr der Bienen zu ihrem rechtmäßigen Besitzer seien gering. „Die Bienenstöcke werden meist so versteckt, dass man sie nicht mehr findet.“
Bienenstock-Diebe
Der Kärntner Imker ist nicht das einzige Opfer. Immer wieder kommt es in Österreich zu Diebstählen von Bienenstöcken. 2019 schlugen Diebe etwa in Oberösterreich zu. Vier Bienenstöcke soll ein 78-Jähriger damals von einem landwirtschaftlichen Anwesen entwendet haben. Nach den ersten Diebstählen installierte der 25-jährige Imker eine Wildkamera und der Täter konnte überführt werden.
Dass Imker immer öfter zum Schutz ihrer Bienen auf Wildtierkameras setzten, weiß auch Osou. „Ich rate aber vor allem dazu, dass Bienenvölker mit versperrbaren Anlagen auf dem Bienenstand gesichert werden. Um sie zu entwenden, muss der Täter Gewalt anwenden – und das Ganze gilt dann als Raub und ist versicherungstechnisch abgedeckt.“
Dass Bienendiebstahl ein altes Delikt ist, zeigt auch ein Bericht der Süddeutschen Zeitung. Demnach stand darauf im Mittelalter teilweise die Todesstrafe. Besonders virulent dürfte das Problem mit Bienendieben in den USA sein. Dort haben sich organisierte Banden regelrecht darauf spezialisiert. Kalifornien hat sogar eigene Sonderkommissionen gegründet, die sich der Bienenstockkriminialität verschrieben haben.