Duell der Kirchtürme: 1,75 Meter machen den Unterschied
Viele Linzer haben gehofft, nun ist der Traum geplatzt. Der Linzer Mariendom bleibt nach dem Wiener Stephansdom „nur“ das zweithöchste sakrale Bauwerk des Landes. Eine erstmals durchgeführte digitale Vermessung – auch mit Hilfe von Drohnen – zeigte, dass die Linzer Kathedrale genau 1,75 Meter niedriger als das Wiener Wahrzeichen ist.
Wie ein Stachel im Fleisch schmerzt die stolzen Linzer, dass ihre Vorfahren einst von Kaiser Franz Joseph persönlich aufgefordert wurden, den Turm des Doms nicht über jenen des „Steffls“ ragen zu lassen. Das hatten die Linzer nämlich während der 62-jährigen Bauzeit (1862 bis 1924) im Sinn gehabt.
Klarheit
„Jetzt können wir wieder ruhig schlafen“, scherzt der Linzer Dombaumeister Wolfgang Schaffer. Die wegen der anstehenden Großrenovierung des Turms und des gesamten Doms vorgenommene Messung ergab die exakte Höhe von 134,69 Meter ab der Oberkante des Außengeländes. „Das ist jetzt definitiv“, erklärt Schaffer. Eingerechnet wurde auch das fünf Meter hohe Turmkreuz. Der „Steffl“ bleibt somit mit 136,44 Metern der höchste rot-weiß-rote Kirchturm.
Gerücht
Hartnäckig hatten sich die Gerüchte über schlaue früheren Dombauherrn fortgepflanzt. Demnach habe man zwar den Turm niedriger gehalten, aber mit dem Kreuz den Wienern ein Schnippchen geschlagen. „Bei Führungen werde ich immer wieder nach der Sache befragt“, schildert Schaffer.
Dass die Hightech-Messung sogar ein um elf Zentimeter niedrigeres Ergebnis – als im Kirchenführer aus 1902 angeführt – ergab, erklärt Schaffer mit der veränderten Höhe der Außenoberfläche am Domplatz.
Doch einen Trost gibt es für die Linzer immer noch: Mit einer bebauten Fläche von 5851 Quadratmeter ist der Dom immerhin die größte Kirche Österreichs. Sie fasst stolze 20.000 Menschen. Und außerdem ist das Gebäude immer wieder Schauplatz großer Konzerte. Kürzlich gingen spektakuläre TV-Bilder vom Konzert des Top-Schlagwerkers Martin Grubinger vom Dom aus um die Welt.