„Kann es nicht beantworten“ – Schütze von Zell nennt kein Motiv
Von Matthias Nagl
Es gibt einen geständigen Angeklagten, und es gibt eine genaue Beschreibung der Tat. Was es auch am Dienstag, dem ersten Prozesstag nicht gibt, ist ein Motiv, eine Erklärung warum die 20-jährige Irene P. im Oktober 2018 durch vier Schüsse aus einer umgebauten Schreckschusspistole vor ihrer Wohnungstür in Zell am See sterben musste.
„Warum ich das getan habe, kann ich selber nicht beantworten“, sagte der Erstangeklagte David S.. Der zum Tatzeitpunkt 17-Jährige gestand die Schüsse und belastet den gleichaltrigen Zweitangeklagten Christian S., ihn zur Tat angestiftet, ja sogar gezwungen zu haben. Sein damals einziger Freund habe ihn bedroht. Der Zweitangeklagten bestreitet das.
Angeklagter war „sauer“
„„Das stimmt nicht. Ich kann einen Treueschwur leisten“, sagte Christian S. vor Gericht. Er sei nur an der Beschaffung der Waffen beteiligt gewesen. Der Zweitangeklagte hatte zwei Schreckschusspistolen im Internet gekauft, der Erstangeklagte habe sie zu scharfen Waffen umgebaut.
Solcherart umgebaute Waffen hätte die beiden im großen Stil verkaufen und damit schnelles Geld machen wollen. Der Erstangeklagte soll auch im kleinen Stil im Drogenhandel tätig gewesen sein. Dadurch lernte er Irene P. kennen. Die beiden wollten gemeinsam Geschäfte machen. Nachdem David S. beim Dealen erwischt wurde, gab es kaum mehr Kontakt.
Wenige Monate vor der Tat belastete P. den Erstangeklagten bei der Polizei. Das habe ihn sauer gemacht, sagte David S. vor Gericht. „Ob das ausreichend war, um sie zu ermorden, will ich mir nicht vorstellen“, sagte Staatsanwalt Marcus Neher. Ein anderes Motiv sei im Ermittlungsverfahren aber nicht vorgekommen. Ein Urteil wird für kommende Woche erwartet.M. Nagl