Chronik/Österreich

Kampfzone Wald: Streit um den Erholungsraum

Etwa 2,5 Millionen Österreicher gehen zumindest zeitweise wandern, dazu kommen mindestens 120.000 Mountainbiker. Die Aussicht auf Erholung und Flucht von den Belastungen des hektischen Alltags lockt sie ins Freie. Doch auch in der Natur gibt es immer wieder Stress – zwischen Grundbesitzern, Forstleuten, Jägern und den Erholungssuchenden selbst. Ursprung vieler Konflikte ist ein großes Missverständnis.

Im Gegensatz zur Ansicht vieler Österreicher existiert nämlich – abgesehen vom Wandern – kein Recht darauf, den Wald zu nutzen. Alles andere bedarf der Zustimmung der Grundeigentümer und ist zudem durch Forst- und Jagdgesetz eingeschränkt. Wer also mit dem Fahrrad abseits öffentlicher Wege oder definierter Routen ohne Erlaubnis des Grundbesitzers unterwegs ist, macht das illegal. Und begeht zumindest eine Besitzstörung und/oder greift in fremdes Jagdrecht ein. Verstöße zu ahnden, ist mangels Kennzeichen freilich schwierig – was bei Forstleuten wiederum ein Gefühl der Ohnmacht auslöst.

Fehlen attraktive Trail-Angebote, suchen sich die Sportler ihre eigenen Routen – zum Leidwesen von Grundbesitzern und Wanderern. Das zeigt das Beispiel Weidlingbach bei Klosterneuburg, wo Biker verbotenerweise eine Strecke angelegt hatten, die an schönen Wochenenden bis zu 300 Sportler nutzten. 2016 wurde sie schließlich von der Behörde legalisiert. Die Community feierte das als ersten Schritt in Richtung eines zeitgemäßen Mountainbike-Streckennetzes in der Region.

Verbot aufheben

Aus Sicht der Sportler gibt es diesbezüglich nach wie vor Luft nach oben. Der Mountainbike-Verein Wienerwaldtrails kritisiert etwa, dass die meisten legalen Routen vorwiegend über Asphalt- und Forststraßen führen. Anspruchsvolle und interessante Trails zu befahren, sei bis auf wenige Ausnahmen nicht möglich.

Für eine Aufhebung des generellen Verbots des Mountainbikens im Wald macht sich seit einiger Zeit die Biker-Organisation „upmove“ stark. Die Aussichten auf Erfolg dürften allerdings gering sein: Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) winkte bereits ab.