KaDeWe: Das sagen Experten zum Neubau
Der Tenor ist einhellig: Einen Tag nach der Präsentation wird das Wiener KaDeWe – das als Warenhaus nach Berliner Vorbild anstelle des Leiner in der Mariahilfer Straße 18 entstehen soll – von Raumplanern, Stadtbildschützern und Vegetationstechnikern begrüßt. Ein "Aber ..." kommt von manchen doch.
Herbert Bork, Raumplaner des Büros Stadtland, gehört nicht zu ihnen. Er findet nur positive Worte für das fünfstöckige Einkaufserlebnis: "Es fügt sich in die Tradition der Mariahilfer Straße ein", sagt er. Sei es doch eine Fortsetzung der Gemischtwarenhandlungen, die es immer schon in der Einkaufsstraße gegeben hat. Und mit seiner Dachbegrünung schlage es eine Klammer zum Ikea, der am oberen Ende der inneren Mariahilfer Straße mit Dach- und Fassadenbegrünung entstehen soll.
Sieben Grad kühler?
Besagte Dachbegrünung wurde auch vom niederländischen Architektenbüro OMA bei der Präsentation in den Vordergrund gerückt: Die Pflanzen würden die Umgebung um bis zu sieben Grad kühlen.
Eine realistische Einschätzung? Nicht ganz, wird klar, wenn man Experten fragt. "Die sieben Grad sind hoch gegriffen und beziehen sich wohl auf die direkt darunter liegenden Räume", sagt Florian Reinwald vom Institut für Landschaftsplanung an der Boku. "Eine Kühlwirkung, die bis in den Straßenfreiraum reicht, ist unrealistisch."
Auch die Glasfassade lässt daran Zweifel aufkommen: Der thermische Ertrag einer Glasfassade ist hoch. In der nächsten Sekunde ergänzt Reinwald: "Aber natürlich hilft so ein Projekt die urbane Überhitzung zu reduzieren, gerade im dicht verbauten 7. Bezirk."
Auch sein Kollege, der Vegetationstechniker Bernhard Scharf, begrüßt jeden sprichwörtlichen Tropfen auf dem heißen Stein: "Pflanzen kühlen ja nicht nur, sie erzeugen Sauerstoff, nehmen auf und reduzieren den Schall."
Unterdessen ist die Initiative Denkmalschutz mit ihrer Kritik zurückgerudert: "Unsere Angst war, dass nicht nur das Eckhaus Mariahilfer Straße 18, sondern auch das Haus Mariahilfer Straße 12-16 abgerissen wird", sagt Sprecher Markus Landerer. "Hier gibt es aber Entwarnung. Die Fassade bleibt."
Einen Wermutstropfen gebe es doch: "Schade ist, dass die schöne gusseiserne Stiege im Inneren verschwinden wird."