Chronik/Österreich

Internationale Geldfälscherbande ausgehoben

Einen schweren Schlag gegen eine internationale Geld- und Dokumentenfälscherbande führte Dienstag die Exekutive in den Bundesländern Wien und Niederösterreich durch. Bei zahlreichen Hausdurchsuchungen wurden insgesamt zwölf verdächtige Personen ex-jugoslawischer Herkunft festgenommen.

Der Gruppe wird das professionelle Fälschen von Banknoten in großem Stil und die Fälschung von Dokumenten aller Art vorgeworfen. Koordiniert wurde die Amtshandlung von der Europol in Den Haag. Durchgeführt wurde die Razzia vom österreichischen Bundeskriminalamt, dem Landeskriminalamt Wien, der Sondereinheit WEGA und der neu geschaffenen Wiener Bereitschaftseinheit.

Genaue Details werden erst heute, Mittwoch, bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Bei dieser werden neben Innenministerin Johanna Mikl-Leitner auch Justizministerin Beatrix Karl und ein hochrangiger Vertreter der Österreichischen Nationalbank anwesend sein.

Innerhalb der EU ist durch Fälschungen von Euro-Banknoten und Münzen seit Einführung der Währung ein Schaden von über einer halben Milliarde Euro entstanden. Rund 600.000 Falsifikate werden pro Jahr entdeckt, Tendenz leicht rückläufig. Österreichs Anteil ist eher gering – nur rund ein Prozent der bisher sichergestellten Fälschungen.

Die meisten Täter sind allerdings keine organisierten Banden, sondern „sympathische Charaktere, biedere Familienväter mit einer Kellerwerkstatt“, erklärt General Franz Lang vom Bundeskriminalamt (siehe Bericht unten).

Die EU wollte zuletzt die Strafen für Fälscher ausweiten. Laut aktuellem Plan soll die Strafe auf sechs Monate bis acht Jahre Haft ausgeweitet werden. In den meisten anderen Ländern werden Geldfälscher extrem hart bestraft, in Saudi-Arabien oder China droht sogar die Todesstrafe für das Herstellen von „Blüten“.

Geldfälscher sind meist sehr sympathische Charaktere“, sagt General Franz Lang, Leiter des Bundeskriminalamtes. „Sie sind in der Regel Familienväter und haben einen großen Keller im Haus am Land, wo Platz für die Druckerpressen ist. Dazu sind sie Mitglied der Feuerwehr oder der Bergrettung und gehen brav in die Kirche.“

Doch neben diesen privaten „Bastlern“ sind auch Gruppen mit politischen Ideen und vor allem finanziellen Interessen aktiv. Im vergangenen Jahrzehnt waren laut Lang vor allem serbische und bulgarische Banden aktiv, derzeit ist die Herstellung der Falsifikate wieder im Griff der „italienischen Familien“, also der Mafia.

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Banknoten zu fälschen, ist kein Kavaliersdelikt. Ist zu viel Geld im Umlauf, kann es zu Inflation und wirtschaftlichen Problemen kommen. Die Nazis wollten deshalb im zweiten Weltkrieg Millionen Pfundnoten drucken, um Kriegsgegner England zu schwächen. (Verfilmt wurde die „Operation Bernhard“ unter dem Titel „Die Fälscher“ mit Karl Markovics). Hätten sie tatsächlich alle Noten in Umlauf gebracht, wäre es zu massiven Problemen in England gekommen.
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„Bereits im siebenten Jahrhundert vor Christus tauchten die ersten Fälschungen auf“, erklärt Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny. „Seither ist es ein ständiger Wettlauf zwischen Fälschern und Berechtigten.“ Schon die alten Römer bissen deshalb in Goldmünzen, da gefälschte Münzen härter waren. Bis heute beißen deshalb Medaillengewinner für Pressefotos in Gold, Silber und Bronze, um die Echtheit zu beweisen.

Der Staat kennt mit Geldfälschern jedenfalls wenig Gnade, in Österreich drohte bis 1852 die Todesstrafe, zuvor wurden die Täter in siedendem Öl getötet. In Saudi-Arabien droht bis heute der Tod auf Geldfälschungen, in Österreich sind es immerhin noch zehn Jahre Haft.

Bankier als Fälscher

Der berühmteste Fälscher des Landes war Peter Ritter von Bohr, der Mitte des 19. Jahrhunderts auch die heutige Erste Bank mitbegründete. Der Maler, Unternehmer und Erfinder erschuf – nach einem Konkurs – sehr gute Gulden-Blüten. Die Nationalbank hatte erst wenige Jahre zuvor angeblich fälschungssichere Banknoten präsentiert – die nun aber gefälscht werden konnten. Von Bohr wurde zum Tod durch den Strang verurteilt, der Kaiser wandelte das aber in eine lebenslange Haftstrafe um. Kurioser war ein Fall, der kurz nach der Euro-Einführung in Wien passierte. Ein Sex-Unternehmer hatte 300-Euro-Scheine als Werbung gedruckt, mit nackten Frauen auf der Vorderseite. Ein Trafikant nahm den Schein an und gab dem Kunden 290 Euro heraus.

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Während der Schillingzeit war Österreich noch weniger ein Ziel für Blüten-Fabrikanten gewesen. Erst mit der Verbesserung der Farbdrucker kamen nennenswerte Mengen in Umlauf. Mit dem (weitverbreiteten) Euro wurde es für internationale Banden natürlich attraktiver, diesen zu fälschen. 2004 gab es eine Hochblüte der Falsifikate, seither sinken die Zahlen. Ab Mai startet die nächste Banknotenserie mit der Ausgabe neuer „Fünfer“. Im Laufe der folgenden Jahre werden auch die anderen Werte langsam ersetzt.

Beliebt bei Fälschern sind auch Münzen, da diese im Umlauf wenig beachtet werden. Zuletzt gab es im Jahr 2006 eine Welle, alleine in Deutschland wurden 77.000 Falsifikate entdeckt.

Wer einige dieser Fälschungen aus der Nähe sehen will, sollte das Geldmuseum der Nationalbank besuchen. Dort werden falsche Geldscheine und Münzen bis Jahresende ausgestellt.

Bilder von der Falschgeld-Ausstellung:

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