Chronik/Österreich

Mann starb nach Infusion: Schwere Vorwürfe gegen Kärntner Arzt

Ein Kärntner Arzt steht im Fokus der Ermittlungsbehörden: Zwei Patienten des Mannes sollen nach Behandlungen gestorben sein. Nun wird wegen grob fahrlässiger Tötung gegen ihn ermittelt.

Fall 1: Nach einem Schlaganfall im Jahr 2022 wollte Erwin S. seinen Gesundheitszustand verbessern und sein Immunsystem stärken. Doch der Kärntner starb nach einer Infusionstherapie. 

Fall 2: Die Eltern einer 14-jährigen Krebspatientin wandten sich an den Mediziner. Das Mädchen wurde mit Alternativmedizin behandelt und erst zum Sterben ins Krankenhaus gebracht. Die Eltern wurden erst kürzlich zu 12 Monaten bedingter Haft (nicht rechtskräftig) verurteilt. 

Die Ehefrau des verstorbenen Mannes erhebt nun schwere Vorwürfe gegen den Arzt - am Donnerstag äußerte sich die Frau im Zuge einer Pressekonferenz mit ihrer Rechtsanwältin Karin Prutsch-Lang

Nachdem sich Erwin S. von einem Schlaganfall 2022  erholt hatte, wandte er sich erst an einen Alchemisten. Dieser sollte ihm dabei helfen, sein Immunsystem zu stärken.

Der Alchemist wiederum verwies Erwin S. zusammen mit seiner Frau Evelyn S. an einen Arzt, dessen Ordination direkt an die des Alchemisten grenzte. 

Dem Ehepaar war dieser Arzt bereits vertraut: Schon einige Jahre zuvor hatte sich Erwin S. in einer Privatklinik ein Vitaminpräparat von genanntem Arzt verabreichen lassen. Kurzerhand wurde deshalb ein Termin vereinbart, um eine Infusionstherapie mit Katzenkralle und Vitamin C zu erhalten.

Sowohl Erwin S. als auch seine Frau erhielten intravenöse Infusionen. Bei Evelyn S. verlief der Vorgang ohne Nebenwirkungen. Ihr Mann klagte aber bereits während der ersten Infusion über Hitze.

Kein Grund zur Sorge

Der behandelnde Arzt soll daraufhin  versichert haben, dass es sich um eine gewöhnliche Reaktion handle und kein Grund zur Sorge bestehe.

Woraufhin dem Patienten im Anschluss eine zweite Dosis verabreicht wurde. Evelyn S. bemerkte allerdings einen roten Streifen im Gesicht ihres Mannes, der sich vom Nasenrücken bis zur Wange zog. Daraufhin stellte sich der Arzt zwischen das Ehepaar, sodass die Frau weitere Auffälligkeiten nicht beobachten konnte.

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Kurze Zeit später klagte Erwin S. über Atemnot und ein Druckgefühl in der Brust. Wieder habe der Kärntner Arzt laut Schilderungen der Ehefrau beschwichtigt, den Puls aber überprüft. Dieser soll leicht erhöht gewesen sein.

Das Ehepaar wurde mit dem Hinweis, Erwin S. solle sich zuhause ausruhen, aus der Ordination entlassen. Während seine Frau ins Krankenhaus fahren wollte, wollte Erwin S. dem Ratschlag des Arztes folgen. 

Zuhause angekommen verschlimmerte sich der Zustand des Kärntners weiter. Nach weiterer Rücksprache mit dem Mediziner, der die Infusion gelegt hatte, wurde die Rettung alarmiert. Bis die Einsatzkräfte eintrafen, soll das linke Bein taub geworden sein.

Im Krankenhaus konnte schließlich festgestellt werden, dass Erwin S. einen Herzinfarkt erlitten hatte, welcher in Folge einen Schlaganfall auslöste. Aufgrund des erlittenen Hirnschadens wurde er in den künstlichen Tiefschlaf versetzt. Am 24. Mai 2023 verstarb er an den Folgen.

Weiterhin auf der Ärzteliste

Rechtsanwältin Prutsch-Lang hat eine Sachverhaltsdarstellung wegen des Verdachts der grob fahrlässigen Tötung gegen den Kärntner Wahlarzt bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt eingebracht, sowie gegen den Alchemisten wegen Verdachts auf Kurpfuscherei. 

Die Staatsanwaltschaft bestätigte gegenüber dem KURIER, dass mehrere Anzeigen gegen den Arzt vorliegen. Die Ermittlungen laufen.

Ob auch ein Disziplinarverfahren gegen den Beschuldigten eingeleitet worden ist, gibt die Ärztekammer auf KURIER-Anfrage nicht bekannt. Laut  Ärzteliste praktiziert der Arzt aber weiterhin.

Gutachten: Tod hängt mit Infusion zusammen

Es wurde auch ein Gutachten in der Causa in Auftrag gegeben: Laut einem Sachverständigen steht der Tod von Erwin S. mit hoher Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit der Infusion. Der Mediziner Falko Kostron bemängelte bei der Pressekonferenz zudem den Umgang des Berufskollegen, nachdem Beschwerden aufgetreten waren. 

Vermutlich hat Erwin S. Katzenkralle (entzündungshemmende Pflanze, Anm.) als "Medizin" bekommen. Dieses darf allerdings nicht als Infusion verabreicht werden.