In Salzburg wackeln prominente Straßennamen
Von Matthias Nagl
In Salzburg fällt die Entscheidung über belastete Straßennamen im kommenden Jahr. Da wird dem Gemeinderat der Endbericht eines Forschungsprojektes vorgelegt. 566 der 1145 Straßen Salzburgs – also fast die Hälfte – tragen Namen von Personen. Auch in Salzburg sind Frauen schwer unterrepräsentiert. Nur 37 Straßen tragen weibliche Namen.
Alle Biografien werden auf braune Flecken untersucht. „Ob es zu Umbenennungen kommt, wird nach Vorlage des Gesamtberichts im Gemeinderat entschieden. Davor werden wir sicher keine Umbenennungen auf Zuruf machen,“ sagt der ressortzuständige Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ). Genau das wollte die grüne Bürgerliste im Fall der Josef-Thorak-Straße erreichen. Thorak war Künstler und NSDAP-Mitglied. Er soll Adolf Hitlers Lieblingsbildhauer gewesen sein. Der entsprechende Antrag , die Straße im Nobel-Stadtteil Aigen umzubenennen, ist im vergangenen Sommer abgelehnt worden.
Drei Stufen
Die Bürgerliste wollte mit der Umbenennung auch die Frauenquote erhöhen, die Straße sollte den Namen von Helene von Taussig bekommen. Die Salzburger Malerin, die 1923 vom jüdischen zum katholischen Glauben konvertierte, wurde 1942 vom NS-Regime in Polen ermordet. Der Fachbeirat wird bei den betroffenen Straßen ein dreistufiges Vorgehen vorschlagen. Je nach Verstrickung mit dem NS-Regime wird die Biografie online oder auf einer Zusatztafel erläutert.
Bei besonders schweren Fällen wird eine Umbenennung vorgeschlagen. Betroffene prominenten Straßen sind die Ferdinand-Porsche-Straße beim Hauptbahnhof und der Herbert-von-Karajan-Platz neben dem Festspielhaus. Dort soll es eine Zusatztafel geben. Karajan ist im April 1933 der NSDAP beigetreten.