Länder übernehmen Organisation, Bund stellt Impfstoff
Nach massiver - ungewöhnlich harter - Kritik am Gesundheitsministerium, ist seit heute klar: Die Bundesländer sind für die Verimpfung des Corona-Impfstoffes nunmehr selbst verantwortlich. Der Bund wird lediglich die Dosen liefert.
Drei Landeschefs hatten im Vorfeld gefordert, dass die Länder die Koordination der Impfungen selber in die Hand nehmen. Der Tiroler Günther Platter und der Vorarlberger Markus Wallner übten dabei scharfe Kritik am Bund, weil dieser zu "bürokratisch" agiere. Unterstützung bekamen sie vom Steirer Hermann Schützenhöfer (alle ÖVP).
"Wir haben heute gemeinsam vereinbart, dass die Beschleunigung der Impfstrategie weiter intensiviert wird. Beim Impfen zählt jeder Tag. Komplizierte Prozesse, unnötige Lagerung und Bürokratie dürfen dem nicht im Weg stehen. Es ist jetzt wichtig, dass ältere Personen über 80 und vulnerable Gruppen rasch Zugang zur Impfung bekommen", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz nach dem Gespräch in einer gemeinsamen Stellungnahme mit Schützenhöfer, der heute den Vorsitz der Landeshauptleute-Konferenz übernahm.
Gesundheitsministerium ist "uns ordentlich auf die Nerven gegangen"
"Weg mit dieser sinnlosen Zentral-Bürokratie, denn da ist uns das Gesundheitsministerium ordentlich auf die Nerven gegangen", hatte Markus Wallner im Vorfeld in den Vorarlberger Nachrichten gesagt.
Schützenhöfer kritisierte die zeitverzögerte Weiterleitung von Zahlen: "Wie viele sich gestern gemeldet haben, erfahren wir heute von der Bundesbeschaffung. Da sind wir oft mit verschiedenen Zahlen konfrontiert."
"Durch den aktuellen bürokratischen Bestellvorgang haben die Länder kaum Übersicht, wer bereits bestellt hat und wie viel Impfstoff noch verfügbar ist", kritisierte Platter. Die Bestellungen müssten bei den Ländern zusammenlaufen und auch durch sie verteilt werden, forderte der Landeshauptmann. Denn nur so könne kurzfristig reagiert und überzählige Impfdosen unverzüglich anderweitig verwendet werden.
"Es darf nicht sein, dass Impfdosen in Wiener Lagern herumstehen - wir müssen so rasch wie möglich alle vulnerablen Gruppen durchimpfen", sprach Platter den schleppenden Impfstart der vergangenen Tage an. Nach den Plänen das Landes soll die Impfung in den kommenden Tagen auch für über 85-Jährige zugänglich gemacht werden. Das Lande setze hierfür auf die niedergelassenen Ärzte, individuelle Lösungen in den Gemeinden und Impfstraßen.
30.000 Menschen bis Ende der Woche
Laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sollen bis Ende der Woche in Österreich 30.000 Menschen eine erste Impfdosis erhalten haben. Weit über 42.000 Einmeldungen gebe es für den Montag, "und es werden stündlich deutlich mehr". Dann beginne der "Tag des großen Ausrollens der Impfung". Personen über 80 Jahren, die nicht in Alters- und Pflegeheimen wohnen, sollen "schrittweise in den Prozess integriert werden", sagte der Minister ohne Details zu nennen. Diese werden derzeit erarbeitet, dazu wolle man auch "intensiv mit den Ländern und Gemeinden" zusammenarbeiten.