Höchstdotierter Bildungspreis der Welt für österreichischen Forscher
Von Agnes Preusser
Wolfgang Lutz ist kein Unbekannter: Seit Jahren forscht er zu internationaler Bevölkerungsentwicklung und welche Rolle Bildung dabei spielt. Er ist an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften tätig, an der Uni Wien und am International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in Laxenburg.
Mit dem Wittgenstein-Preis, dem höchstdotierten Wissenschaftspreis der Republik Österreich wurde er 2010 ausgezeichnet. Nun wurde ihm eine neuerliche Ehre zuteil: Er wird als erster Österreicher mit dem Yidan-Preis ausgezeichnet, dem höchstdotierten Bildungspreis der Welt. 1,7 Millionen Euro projektbezogener Förderung und 1,7 Millionen Euro Preisgeld werden von der Yidan Prize Foundation mit Sitz in Hong Kong vergeben.
Den Preis habe er einerseits für sein Lebenswerk erhalten, sagt Lutz zum KURIER. Mit demografischen Methoden erforscht er, wie Investitionen in die Bildung langfristig gesellschaftliche Strukturen verändern. Ein Aspekt seiner Forschung wurde aber im Besonderen gewürdigt: „Wie Bildung die Anpassungen an den unvermeidbaren Klimawandel vorantreibt“, erklärt Lutz.
Sie beeinflusse, wie sehr eine Gesellschaft Risiken aus dem Weg geht, wie man nach einer Katastrophe agiert und wie sehr die Bevölkerung gewillt ist, das Verhalten anzupassen.
Entscheidungsträger überzeugen
"Der Einfluss der Bildung ist bei Diskussionen über das Klima lange Zeit viel zu wenig gewürdigt worden“, meint Lutz. Das verbessere sich aber Schritt für Schritt.
Das liegt auch an Lutz‘ Engagement selbst.
Der Yidan-Preis wurde 2016 vom Internetpionier und Philanthropen Chen Yidan für Beiträge zur Bildungsforschung und -entwicklung ins Leben gerufen.
Die Yidan Prize Foundation hat ihren Sitz in Hong Kong. Ausgezeichnet werden Ideen und Praktiken im Bildungsbereich, die das Leben Einzelner und die Gesellschaft positiv verändern können.
"Es ist ihm gelungen, Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in der Politik zu überzeugen, Bildung als eine Schlüsselkomponente in der nachhaltigen Entwicklung zu betrachten“, sagt ÖAW-Präsident Heinz Faßmann.
Rosen streut ihm auch der deutsche Klimaforscher und Generaldirektor des IIASA Hans Joachim Schellnhuber: "Seine Pionierarbeit in Demografie, Bildung und Systemanalyse hat unser Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Bevölkerungsdynamik und Bildungssystemen revolutioniert. Diese Anerkennung betont die globale Wirkung seiner Forschung.“
Projekt in Afrika
Das Projektgeld will Lutz zu einem großen Teil in ein Forschungszentrum in Zusammenarbeit mit der Universität Kapstadt einsetzen. „Afrika hat die größten Herausforderungen, sowohl im Bildungsbereich, als auch bei den klimatischen Veränderungen“, sagt Lutz. Zudem müsse man dort Politiker mehr davon überzeugen, welche Bedeutung Bildung hat.
Die Investition in die Menschen würde mehr beeinflussen als Straßenbauprojekte.
Optimistischer Blick in die Zukunft
Im Großen und Ganzen blicke Lutz optimistisch in die Zukunft. Junge Menschen seien gebildeter als früher, damit sei die zukünftige ältere Generation auch gebildeter. "Sie rücken die Alterspyramide hinauf und beginnen, Verantwortung zu übernehmen, mit allen Vorteilen, die Bildung bietet."
Rückschläge gäbe es aber auch. Die Covid19-Pandemie sei ein solcher. "In afrikanischen Ländern konnten Kinder zwei Jahre nicht in die Schule gehen. Wenn Mädchen dort nicht mit sechs Jahren beginnen, gehen sie teilweise gar nicht mehr in die Schule", erklärt Lutz. Das ist eine unmittelbare Herausforderung, mit der wir uns beschäftigen müssen."