Chronik/Österreich

Hannes Kartnig schuldig gesprochen

Der ehemalige Sturm-Graz-Präsident Hannes Kartnig ist am Freitag im Grazer Straflandesgericht wegen schweren Betruges für schuldig befunden worden. Der Schöffensenat sah von der Verhängung einer Zusatzstrafe ab, da er bereits wegen versuchten schweren Betrugs zu drei Jahren Haft verurteilt worden ist. Ein ehemaliger Sturm-Sekretär bekam zwei Monate bedingt als Beitragstäter.

Beide Angeklagten hatten sich schuldig bekannt. Hannes Kartnig (64) betonte, er habe von den genauen Vorgängen nichts gewusst, aber "als Präsident nehme ich das auf mich". Der Ex-Sekretär will nur auf Anweisung des Präsidenten gehandelt haben. Mit den nicht angegebenen Einnahmen wurden Schwarzzahlungen an die Spieler vorgenommen.

Schadenssumme von 78.000 Euro

Das sich die Abgaben an die Österreichische Bundesliga und den Steirischen Fußballverband nach den offiziell abgerechneten Eintrittsgeldern richten, wurden beide Verbände um einen Teil ihrer Einnahmen gebracht. Der Schaden der Bundesliga wurde vom Staatsanwalt mit knapp 53.000 Euro, der des Steirischen Fußballverbandes mit rund 25.000 Euro beziffert. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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Im März 2011 haben die Verhandlungen gegen Kartnig und andere Sturm-Funktionäre und Mitarbeiter begonnen, und mit diesem Prozesstag sollen sie beendet werden. Viele Punkte wurden bereits abgehandelt, Kartnig wurde verurteilt und verbüßt derzeit seine mehrjährige Haftstrafe als Freigänger. Der letzte Punkt, der nun auch schon zum wiederholten Mal besprochen wurde, war die Sache mit den Eintrittskarten und den damit verbundenen Abgaben an die Österreichische Bundesliga und den Steirischen Fußballverband. Beide bekommen prozentuelle Anteile an den Eintrittskartenerlösen, die naturgemäß geringer ausfallen, wenn ein Teil der Eintrittsgelder unter der Hand für Schwarzgeldzahlungen an die Spieler verwendet wird.

"Neun Jahre Vorbereitungszeit"

Staatsanwalt Johannes Winklhofer, der in allen Verfahren bisher die Anklage vertreten hat, schilderte knapp die Vorgänge, die allen Anwesenden längst vertraut waren. Außer vielleicht der Richterin, der offenbar auch Kartnigs Vergangenheit als Präsident beim Eishockeyverein EC Graz nicht bekannt war. Sie erkundigte sich auch bei den Verteidigern, ob genug Zeit zur Vorbereitung auf den Prozess gewesen sei. "Ja, neun Jahre", meinte Anwalt Harald Christandl in Anspielung auf die lange Verfahrensdauer launig, was die Vorsitzende nur mäßig amüsierte.

Kartnig bekannte sich schuldig, das war neu. In den früheren Verfahren hat er sich wegen Betruges nie als schuldig gesehen. Aber: "Ich hab' mich buchhalterisch nicht ausgekannt. Ich war kein Finanzbeamter. Aber heute weiß ich, dass ich dafür grad stehen muss. Schuld bin ich. Was soll ich machen."

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Von den detaillierten Vorgängen habe er nichts gewusst, Anweisungen will er schon gar keine gegeben haben. Er sei nur "der Lehrbub" des mitangeklagten Ex-Sekretärs gewesen. Dass Schwarzgeld bezahlt wurde, hatte er nie bestritten. "Das System hat es schon gegeben, als ich zum Verein gekommen bin." "Hat es Sie nie interessiert, was an die Fußballverbände zu zahlen ist?", wollte die Richterin wissen. "Liebe Frau Rat, es ist so viel zu tun gewesen..." kam es milde vom Ex-Präsidenten, der durchblicken ließ, dass ihn diese Details nie interessiert hatten.

Der zweite Angeklagte war von Anfang an geständig gewesen und blieb dabei. Allerdings will er nur auf Anweisung von Kartnig gehandelt haben. Eine Vertreterin der Bundesliga schilderte, dass man die Zahlen, die die Fußballclubs liefern würden, "nur auf ihre Plausibilität hin" überprüfen würde, ansonsten den Mitgliedern aber vertraue.

"Kollateralschaden"

Sein Anwalt Wolfgang Vacarescu spricht von "Kollateralschaden. Faktum ist, er hat in Kauf genommen, dass Bundesliga und Fußballverband geschädigt werden."

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Laut Staatsanwalt Johannes Winklhofer ging es um 52.967 Euro bei der Bundesliga und 27.031 Euro beim steirischen Fußballverband.

"Der Angeklagte ist bereits am Boden. Das haben wir in der Volksschule gelernt: Auf jemanden, der am Boden liegt, tritt man nicht noch ein", so Verteidiger Vacarescu. Er hofft auf eine Verurteilung ohne Zusatzstrafe, denn Kartnig verbüßt ohnehin gerade drei Jahre wegen Betrugsversuch am Land. Dazu kommen weitere 15 Monate: Sie stammen aus dem Finanzvergehen und sind die umgewandelte Geldstrafe, da Kartnig die Strafe von 5,5 Millionen Euro nicht hat.

"Heute ist Herr Kartnig geständig. Die Strafsache hat im Mai 2006 begonnen. Er hat zehn Jahre gebraucht", so der Staatsanwalt. Mit Kartnig ist auch ein Ex-Mitarbeiter angeklagt, der die Abrechnungen durchführte. Er sagt, er habe um seinen Job gefürchtet.

"Es war meine Schuld, ich war nachlässig. Ich habe Einflüsterern geglaubt. Ich wollte Sturm nie schädigen, sondern den Menschen Freude bereiten mit dem Fußball. Heute werde ich diffamiert und von Journalisten gejagt, ich habe mein Vermögen verloren", sagte Kartnig in seinem Schlusswort.

Kartnig im Wandel der Zeit:

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