Chronik/Österreich

Gewaltambulanzen starten im Osten und Süden, im Westen erst nächstes Jahr

Vor einem Jahr kündigte die Bundesregierung bereits Gewaltambulanzen für Österreich an. Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, sollen in Krankenhäusern künftig geschultes Personal vorfinden, das Beweise sichern kann. "Wir beginnen mit einer Modellregion Ost, die die Bundesländer Wien, Niederösterreich, das Burgenland, die Steiermark und Kärnten betrifft", sagte Justizministerin Alma Zadic (Grüne) auf einer Pressekonferenz.

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Wann das Pilotprojekt aber tatsächlich startet, ließ Zadic offen. "Bald", ließ sie Journalisten wissen. Die Gewaltambulanzen sollen auch auf die westlichen Bundesländer ausgeweitet werden. "Es laufen derzeit Gespräche mit der Meduni Innsbruck sowie Salzburg, die Förderverträge müssen noch ausverhandelt werden", so die Justizministerium. Die Verträge mit Graz und Wien seien "unterschriftsreif".

Mit der Etablierung der Gewaltambulanzen will die Regierung die niedrige Verurteilungsquote bei Gewalttätern erhöhen. "In Belgien hat sich die Verurteilungsquote nach der Einführung der Gewaltambulanzen verdoppelt. Das wünsche ich mir auch für Österreich", sagte Zadic.

Mobile Teams im Einsatz

Um auch Gewaltopfer in den Bundesländern zu erreichen, werde es mobile Teams geben, die bei Bedarf zu Betroffenen ausrücken können, ergänzt Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP). Im Fokus stehe eine fach- und opfergerechte forensische Untersuchung, die verfahrensunabhängig und gratis angeboten wird. "Es obliegt dann der Frau, zu entscheiden, ob sie auch Anzeige erstatten will", so Raab.

Vor allem im Bereich der häuslichen Gewalt sei die Hemmschwelle hoch, zur Polizei zu gehen. "Im vergangenen Jahr haben sich nur 25 Prozent der ermordeten Frauen zuvor an eine Beratungsstelle gewandt", sagte Zadic. Die Gewaltambulanzen sollen auch Anlaufstelle und Ansprechpartner für niedergelassene Ärzte sein. "Viele Betroffene wenden sich zuerst an den Arzt ihres Vertrauens, bevor sie weitere Schritte setzen", sagte Raab.

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Zuständig für die Beweissicherung der Gewaltspuren werden künftig Ärzte und Gerichtsmediziner sein. Angesprochen auf den geringen Nachwuchs im Bereich der Gerichtsmediziner, sagte Zadic: "Wir werden Allgemeinmediziner intensiv schulen, bis wir hoffentlich die Lücke bei den Gerichtsmedizinern schließen können. Es gab Zeiten, als Österreich Spitzenreiter in diesem Bereich war", so die Justizministerin. 

Um die Mediziner dabei zu unterstützen, wurde im Auftrag des Gesundheitsministeriums unter Projektleitung der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) auch ein Leitfaden für den niedergelassenen Bereich entwickelt.

Auch im Bereich der Exekutive wird der Fokus auf entsprechende Ausbildung gelegt. "Wir können und wollen die Gewalt so nicht zur Kenntnis nehmen, Teil der Grundausbildung bei der Polizei ist deshalb auch ein Gewaltschutzteil, der Anteil der Präventionsbeamten bzw. Beamtinnen wurde von 500 auf 1200 aufgestockt", hielt Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bei der Pressekonferenz fest.