Flugstreit: Standort wegen Gefahr gesperrt
Sämtliche Flugbewegungen vom Standort Mayrhofen im Tiroler Zillertal wurden am Freitag untersagt. Ein gefahrloser Betrieb sei nicht mehr möglich, informierte die Tiroler Landesregierung: „Der reguläre Flugverkehr des bestehenden Zivilflugplatzes ist durch die Flugbewegungen des Hubschraubers Martin 7 beeinträchtigt.“ Der Medicopter von Heli Tirol startet seit 27. Dezember vom Nachbargrundstück und damit nach Ansicht der Behörden von einem „nicht genehmigten Flugplatz“. Gegen Heli Tirol läuft deshalb nun ein Strafverfahren. Roy Knaus, der Chef des Unternehmens, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Jahrelanger Streit
Die Flugplatzsperre ist ein Paukenschlag im seit Jahren schwelenden Kampf um die Flugrettung mit teils bizarren Auswüchsen. Der Streit zwischen den arrivierten Anbietern (allen voran dem ÖAMTC) und Roy Knaus wird aktuell in drei Bundesländern ausgetragen – in Niederösterreich, der Steiermark und Tirol. Nirgends gibt es so viele Hubschrauber-Standorte wie in Österreich, allein in Tirol waren es bis gestern 16. Mehr als in der gesamten Schweiz.
Insgesamt starten Rettungshubschrauber in der Alpenrepublik von 38 Standorten, das sind fast so viele wie in ganz Italien. Der Rechnungshof kritisierte in einem Bericht bereits vor Jahren den „Kampf um die Pfründe“. Laut RH waren zu viele Stützpunkte vorhanden – doch seither wurden es mehr statt weniger. Auch die Sozialversicherung übte mehrfach Kritik. Vor allem in den Skigebieten tobt wegen der gewinnversprechenden Wintersportler der Heli-Krieg.
Nachdem sich die Ausschreibung in Tirol seit Jahren verzögert, gibt es ein Agreement der wichtigsten Mitspieler. Knaus sieht sich daran nicht gebunden und setzte sich mit dem (nun gesperrten) Standort zwischen den ÖAMTC und den Standort der Firma Schider, um die großen Skigebiete Zell am Ziller und Mayrhofen zu betreuen. Knaus gilt in der Branche als Billig-Anbieter. Aufmerksamkeit erhielt er durch eine Serie von Abstürzen. In den vergangenen 20 Jahren gab es elf Unfälle mit Knaus-Maschinen – mit 14 Toten.
In Niederösterreich ist per Jahreswechsel die Landesregelung für die drei Stützpunkte abgelaufen – für die neue hat sich laut KURIER-Recherchen neben dem ÖAMTC auch Roy Knaus beworben. Kommt der Billigstbieter zum Zug, hat Knaus gute Chancen, den Zuschlag zu bekommen.
In der Steiermark sollte Knaus mit einem Zusatzpassus in der Ausschreibung wenig elegant ausgebootet werden. Der Betreiber müsse einen Standort im Ennstal betreiben, um ein Angebot legen zu können, hieß es da. Knaus klagte und bekam vom OGH Recht: „Solche Vorgaben sind in der EU nicht möglich“, hieß es im Urteil. Demnächst erfolgt die Entscheidung, wer in der Steiermark nun tatsächlich den Zuschlag bekommt.
Reinhard Kraxner, der Chef der ÖAMTC-„Christophorus“-Staffel meint dennoch, dass „die Regeln in Österreich gut sind.“ Der ÖAMTC arbeitet bereits an einem nächsten Schritt, künftig will man auch in der Nacht fliegen. Da gibt es jedenfalls keine Konkurrenz – vorerst.