Filmdreh trotz Corona: Nähe auf Distanz schaffen
„Ich fühle mich wie ein vertrocknetes Basilikum, das zu lange nicht gegossen wurde“ – eine Antwort, die man nicht erwarten würde auf die Frage, wie es einem denn geht. Wegen Corona musste am studentischen Filmset jeden Tag zwei Mal Fieber gemessen und eben auch die Frage nach dem Wohlbefinden beantwortet werden. Im Lauf von sieben Drehtagen wurden die Antworten von einem simplen „gut“ am ersten Tag zusehends kreativer. „Irgendwie muss man sich seinen Spaß auch dabei machen“, sagte eine der Studentinnen.
Gedreht wurde der Studierenden-Kurzfilm „Glut“ in Vorarlberg. Das Projekt Anfang Juli war der erste Dreh der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (MDW) nach dem Lockdown. Entsprechend groß war die Aufregung: Der interne Leitfaden der Uni hat sich durch den Dreh als funktionstüchtig erwiesen. Der KURIER war mit dabei und hat sich angesehen, wie ein Dreh trotz Corona funktionieren kann.
Corona-Regeln
Ganz einfach sei die Arbeit am Set nicht, nach der Drehwoche blickt das junge Filmteam aber zufrieden auf das Projekt zurück: „Wir wussten eigentlich bis unmittelbar vor dem Dreh nicht, ob wir das durchziehen können oder nicht. Der Druck war schon sehr groß“, erzählt Jungproduzentin Larissa Tretter. Alle Beteiligten hatten sich bereit erklärt, sich sieben Tage vor Abreise in Selbstisolation zu begeben. Während des Drehs gab es keine sozialen Kontakte außerhalb des Filmteams. Es galten die üblichen Abstandsregeln. Jeder am Set hatte auch das eigene Desinfektionsmittel immer parat.
Nicht einhalten konnten den Mindestabstand die beiden jungen Hauptdarstellerinnen Caroline Baas und Anna Präg. Zwei Tage vor Drehbeginn ließen sie sich auf Corona testen. Beide waren negativ. „Wäre eine der beiden positiv gewesen, hätten wir alles kurzfristig abblassen müssen“, so Tretter. Auch, wenn während des Drehs jemand krank geworden wäre, hätte man das Projekt abbrechen müssen.
Von Glocken und Kindern
Corona war aber nur eine zusätzliche Herausforderung auf dem Filmset. Spielende Nachbarskinder oder läutende Kirchenglocken fallen im Alltag wohl kaum auf, bei dieser Arbeit können sie aber stören. Zumindest Ersteres konnte man kreativ lösen. In der Drehpause lud man die Kinder ein, vom Garten aus zu beobachten, wie es funktioniert, einen Film zu drehen. „Schaut mal, seht ihr das große Mikrofon? Das hört alles“ – von da an waren etliche Kinder so gebannt, dass sie sogar beim Spielen versuchten, leise zu sein. „Könnt ihr beim nächsten Mal aber bitte einen Actionfilm drehen?“, wurde dann gewünscht.
Weniger um Action und mehr um das Miteinander ging es aber tatsächlich. Gefilmt wurde das Drehbuch „Glut“ des Filmakademie-Studenten Calvin Trosien. Es geht um zwei junge Frauen, die im ständigen Wechselspiel zueinanderfinden und auch wieder auseinanderdriften. „Corona hat das Buch beeinflusst. Ich wollte Wärme und Nähe schaffen. Aspekte, die es in der Isolation kaum gab. Es soll ein Film sein, bei dem man glücklicher ist, nachdem man ihn gesehen hat“, sagt der Autor.
Genau diese Nähe einzufangen, war auch für die junge Kamerafrau Simone Hart spannend: „Die Maske schafft Distanz. In der zwischenmenschlichen Zusammenarbeit ist mir das aufgefallen, besonders, wenn es um Intimität geht.“ Auch die körperliche Arbeit als Kamerafrau an sich sei mit der Maske um einiges anstrengender. Trotzdem ging alles sehr gut über die Bühne, befand das Team.