Chronik/Österreich

Busfahrt zum großen Felssturz

Es erinnert ein wenig an einen Klassenausflug. Die gesamte Tiroler Landesregierung ist Dienstagvormittag samt Entourage im Bus zum Matreier Tauernhaus in den Bezirk Lienz angereist. Das hat Symbolcharakter – in mehrfacher Hinsicht. Unweit jener Stelle, wo Mitte Mai ein Felssturz die Felbertauernstraße zerstört hat, wird Landeshauptmann Günther Platter (VP) nach der ersten Sitzung einer Tiroler Regierung außerhalb von Innsbruck sagen: „Wir wollen ein Signal der Verbundenheit an die Osttiroler senden.“

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Es ist ein Signal an jenen Bezirk Tirols, in dem die Bevölkerung oft eine Abgenabeltheit und Benachteiligung gegenüber dem Rest des Landes empfindet. Es ist ein Gefühl, dass sich durch die Unterbrechung der Lebensader Osttirols verstärkt hat und das zuletzt zusätzlich Nahrung bekommen hat: Ab Dezember wird die Direktzugverbindung zwischen Lienz und Innsbruck über das Südtiroler Pustertal zum Ärger vieler Osttiroler gestrichen. Als Ersatz dienen Busse von jenem Typ, mit dem die Regierung gekommen ist.

Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) ist bemüht, den Eilbus als komfortabler und schneller als den Zug anzupreisen: „Wir haben nur zwei Stunden und 35 Minuten gebraucht. Außerdem gab es durchgehend WLAN.“

Mehr als Symbolcharakter hat jenes rund 25 Millionen Euro schwere Unterstützungspaket für Osttirol, das die Tiroler Landesregierung gemeinsam mit dem Bund geschnürt und gestern beschlossen hat. Ein Großteil fließt an die Felbertauernstraßen AG, der durch den Felssturz ein Schaden von 34,5 Millionen Euro entstanden ist.

Günther Platter kündigte den Bau einer Lawinen- und Steinschutzgalerie an, die alleine 22 Millionen Euro kosten wird. Der Katastrophenfonds steuert 13,5 Millionen Euro bei. Zusätzlich wird das Kapital der Felbertauernstraßen AG um 10 Millionen Euro aufgestockt.

Unternehmen, denen durch die Straßensperre Mehrkosten entstehen, erhalten Förderungen in Höhe von insgesamt 800.000 Euro. Für Werbemaßnahmen, die dem arg gebeutelten Tourismussektor auf die Beine helfen sollen, nimmt das Land 500.000 Euro in die Hand. Die Hotellerie klagt über Umsatzeinbrüche von bis zu 70 Prozent.