Chronik/Österreich

Fastentagebuch, Teil 2: Von warmer Frucade und der Suche nach Frühstück

Mühsam nähren sich die Fasterin ohne Süßigkeiten und der Faster ohne Alkohol durch die ersten Tage der Fastenzeit. Ein Wochenende haben die beiden Chronisten aus der KURIER-Redaktion inzwischen überstanden, aber noch nicht mal eine ganze Woche.

Schon tauchen die ersten Sinnfragen auf ...

Uwe Mauch

Zimmerwarme Frucade! Das ist das einzige, was uns die Sportkantine am Rande eines Basketball-Bundesligaspiels in einer mittelburgenländischen Bezirkshauptstadt anbieten kann. Zimmerwarme Frucade aus dem Halbliter-Plastikbecher ist eine Strafe, bääähhh!

Norbie, der mit mir solidarisch zimmerwarme Frucade trinkt, weil ich mir 0 Prozent Alkohol bis Ostern verordnet habe, verzieht bei jedem Schluck das Gesicht, als müsste er Knoblauch- oder Weihwasser runterwürgen. Ich hau' mich ab.

Trinkkultur auf burgenländisch

Wir beobachten während unseres zweifelhaften Genussspektakels vor dem Beginn des Spiels, dass die burgenländischen Weine und die steirischen Biere in großen Mengen ausgegeben werden und alle aus dem Kühlschrank kommen. Auch das ist Trinkkultur in Österreich.

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Montagmorgen suche ich meine Waage. Ich hatte doch eine, oder? Unter einem Schrank taucht sie endlich auf, und ich möchte sie auf den Mond schießen!

Gerade einmal ein Kilo weniger. Echt jetzt? Dafür trinkt der büßende Mensch keine zimmerwarme Frucade, und er verzichtet auch nicht am Abend darauf, sich hemmungslos seinen Heißhunger-Attacken hinzugeben. Gehirn an Stoffwechsel, wir brauchen einen Termin, wir müssen reden!

Elisabeth Holzer-Ottawa

Sechs Tage ohne Süßigkeiten und Knabberzeugs sind geschafft. Im Grunde war der Verzicht auf Schokolade, Kekse oder Chips überraschenderweise nicht das große Drama. Vor allem, weil nichts mehr zu Hause ist: Mein Mann musste sich opfern und die vom Faschingsdienstag zurück gebliebenen letzten sechs Pralinen vor meinen Augen verzehren. Und den Kuchen im Kaffeehaus bekommt nur noch die Mama.

Allerdings hat sich ein Problemfeld aufgetan, mit dem ich so nicht kalkuliert habe: Das gewohnte schnelle Frühstück fürs Büro ist mit diesen Vorgaben - kein Zucker und kein künstlicher Süßstoff - nämlich nicht mehr drin. Da ich mir vorgenommen habe, auch jegliches Weckerl zu streichen - von der Semmel bis zum Käsestangerl, weil das nur ein Austausch wäre -  ist ein bisschen mehr Ideenreichtum gefragt.  

Die Wahl zwischen Schlaf und Vorbereitung

Das Butterkipferl und das Marmeladecroissant vom Bäcker gegenüber fallen also  weg,  das schnelle Käsebrot und der Eiweißriegel als möglicher Ersatz auch. Bleibt also ab sofort  a.) früher aufstehen  und Rührei zu Hause essen (eher nein, ich liebe meinen Schlaf) oder b.) abends etwas vorbereiten, auf modern also meal prepping betreiben.

Auf die Waage steige ich erst am Karsamstag. Derweil nenne ich Haferbrei eben auch Porridge so wie die Food-Influencer, vielleicht wirkt's.