Fake-Viagra: Neuer Rekord bei Schmuggelware in Österreich
Die nachgemachte Designertasche, die als Original nicht leistbar wäre oder das Potenzpillenplagiat, das im Internet anonym und viel billiger zu kaufen ist.
Beide Produkte gehörten im vergangenen Jahr zu den am häufigsten nach Österreich geschmuggelten Waren. Das geht aus dem bisher unveröffentlichten Produktpirateriebericht des Finanzministeriums hervor, der dem KURIER vorliegt.
Demnach wurden 759 Sendungen aufgegriffen – mit Kleidung, Schmuck, Kosmetika und allerhand anderem. Eine der größten Gruppen geschmuggelter Ware ist jene der Arzneimittel.
Und das sind die Top-Acht der geschmuggelten Produktgruppen:
"Trauriger Rekord" bei Medikamentenfälschungen
Noch nie zuvor wurden so viele gefälschte und illegale Medikamente vom österreichischen Zoll aufgegriffen wie im Jahr 2018. Insgesamt wurden bei den stichprobenartigen Kontrollen mehr als eine Million Medikamente beschlagnahmt. Ganz oben auf der Liste: potenz- und fruchtbarkeitssteigernde Mittel, sowie Beruhigungs- und Schmerztabletten.
Zusammen machten sie die Hälfte aller konfiszierten Arzneiwaren aus. Ein „trauriger Rekord“, wie das Finanzministerium in seinem Bericht schreibt.
Umsatzeinbußen in Milliardenhöhe
Der heimischen Wirtschaft entstehen durch den illegalen Import nachgemachter Waren jährlich Einnahmenverluste und Umsatzeinbußen von mehr als einer Milliarde Euro.
Das entspricht fast sieben Prozent der in Österreich direkt erwirtschafteten Umsätze pro Jahr. 13 Branchen sind betroffen.
Zusätzlich gehen laut Finanzamt durch diese Form des organisierten Verbrechens fast 8.000 Arbeitsplätze verloren.
Der heimischen Wirtschaft entstehen durch den illegalen Import nachgemachter Waren jährlich Einnahmenverluste und Umsatzeinbußen von mehr als einer Milliarde Euro. Das entspricht fast sieben Prozent der in Österreich direkt erwirtschafteten Umsätze pro Jahr. 13 Branchen sind betroffen. Zusätzlich gehen laut Finanzamt durch diese Form des organisierten Verbrechens fast 8.000 Arbeitsplätze verloren.
Zur Info: Produkte mit einem Warenwert von unter 22 Euro sind von der Umsatzsteuer befreit, Zollgebühren werden erst ab 150 Euro schlagend. Schmuggler nutzen das aus und deklarieren die Pakete falsch. Der Zoll kann nur stichprobenartig überprüfen.
Der Neos-Abgeordnete Josef Schellhorn fordert deshalb neue Regeln bezüglich der Umsatzsteuerbefreiung.
„Die geltenden Regularien halten mit dem Wandel im Postverkehr nicht mit. Online-Händler aus dem Ausland nutzen die Freigrenze aus. Experten schätzen, dass dem Staat dadurch jährlich 120 bis 180 Millionen Euro entgehen“, sagt Schellhorn.
Die Routen der Schmuggler
Die Länder, aus denen die Schmuggelware in die EU versandt wird, sind nicht immer die Produktionsländer der Fake-Ware. Treffen Produkte in Österreich ein, haben sie oft lange Reisen auf unterschiedlichsten Transportmitteln hinter sich. Den Schmugglern gelingt es so, deren Herkunft zu verschleiern.
Am meisten gefälschte Ware wird in China hergestellt, zentrale Handelsdrehkreuze liegen in Hongkong, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Singapur. Von dort werden Containerladungen zu Haupttransitpunkten verschifft, die etwa in Ägypten, Marokko oder der Ukraine liegen. Dann erfolgt der häufig letzte Schritt: Der Versand in Kleinpaketen nach Europa.
Übrigens: Egal, ob wissentlich oder nicht, auch Kunden nehmen Schaden, wenn sie erwischt werden. Die Ware und das bezahlte Geld sind weg, dazu kommt eine Verwaltungsstrafe von mindestens 70 Euro.