Chronik/Österreich

Experte: Leitungswasser in Österreich trotz Flut fast überall trinkbar

Trotz der massiven Überschwemmungen können die Menschen in Österreich fast überall bedenkenlos Leitungswasser trinken, erklärte Manfred Eisenhut von der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) in Wien der APA

Nur in Einzelfällen könne es passieren, "dass der Wasserversorger sie aus Sicherheitsgründen darauf aufmerksam macht, dass es lokal kein Trinkwasser mehr ist". Selbst dann wäre Wäschewaschen, Duschen und WC-spülen damit möglich.

Verunreinigung mit Keimen ausschließen

Bei früheren Hochwassern habe sich herausgestellt, dass die mikrobiologische Wasserqualität die empfindlichste Stelle der Versorgung ist, so der Experte. Das heißt, eine Verunreinigung mit Keimen (zum Beispiel Bakterien) wäre möglich. "Die Wasserversorger führen deshalb als Sicherheitsmaßnahme zusätzliche mikrobiologische Untersuchungen durch", erklärte er: "Sollte es hier Auffälligkeiten geben, sind sie natürlich verpflichtet, dies den Konsumenten sofort mitzuteilen." Dies gäbe es derzeit zwar in kleineren Gemeinden, flächendeckend gesehen funktioniere die Trinkwasserversorgung aber nach wie vor einwandfrei.

In nicht von Hochwasser betroffenen Bereichen sei die Lage überhaupt nicht problematisch, doch auch hier würde vermehrt geprüft: "Es gibt genaue Pläne bei den Wasserversorgern, die sie gemeinsam mit den Sanitätsbehörden erstellt haben, bei welchen Niederschlagsmengen mikrobiologische Untersuchungen eingeleitet werden", so Eisenhut.

Quellwasser vs. Grundwasser

Tendenziell sei Quellwasser aus dem Gebirge ein bisschen anfälliger bei starken Niederschlägen als Grundwasser, erklärte er: "Doch auch hier sind wir sehr vorsichtig, denn solch enorme Niederschläge wie in den vergangenen Tagen hatten wir noch nie". Die Situation sollte sich auch nicht verschlechtern, wenn das viele Oberflächenwasser in gut zwei Wochen in den Brunnen ankommt. Auf dem Weg dorthin würde es von den Mikroben gereinigt.

Bei den Überschwemmungen im Jahr 2002 war man noch nicht so gut aufgestellt, berichtete Eisenhut: "Damals waren viele Brunnen nicht für ein Hochwasser ausgebaut". Nun seien sie mindestens für 100-jährliche Ereignisse gerüstet. Seitdem wurden etwa Quellfassungen besser gegen Starkregenereignisse abgesichert oder neu errichtet und Brunnen hochgezogen, damit Hochwasser nicht mehr eindringen kann.

Außerdem habe man "Schieberkammern" gegen Wasser abgedichtet. Dort befinden sich Steuerungsanlagen und Absperrschieber zum Öffnen und Schließen der Rohre. Es gab große Investitionen, die auch mit Fördergeldern vom Landwirtschaftsministerium und den Ländern unterstützt wurden, erklärte er: "Das war gut investiertes Geld, denn die Maßnahmen haben sich absolut bewährt."

Gute Vorbereitung

Die Einsatzkräfte und Krisenstäbe waren laut dem Experten gut vorbereitet. "Die Dinge funktionierten so gut, wie sie in einer Katastrophe funktionieren können", meint er. 2002 habe er hingegen Chaos miterlebt. In der aktuellen Krise hätte sich gezeigt, "dass hervorragend ausgebildetes Personal unbedingt notwendig ist", sagte er: "Wir können bei den Menschen bei der Trinkwasserversorgung als kritische Infrastruktur nicht einsparen". 

In solchen Situationen bräuchte es Leute, die sich gut auskennen und vor Ort rasch wichtige Entscheidungen treffen. "Diese österreichweit mehr als 3000 Menschen sind dann 24 Stunden im Einsatz und machen einen ausgezeichneten Job", so Eisenhut: "Sie gehören so wie die Feuerwehren und sonstigen Einsatzkräfte vor den Vorhang geholt". Denn ihre Arbeit und gute Vorbereitung sorgten dafür, die Krise nicht ausufern zu lassen.