Erdbeben facht AKW-Streit erneut an
Von Nikolaus Tuschar
Das Erdbeben, das Sonntagfrüh die kroatische Hauptstadt Zagreb schwer getroffen hat, war bis nach Kärnten und in Teilen der Steiermark spürbar. Das slowenischen Atomkraftwerk Krško steht ebenfalls nicht weit entfernt vom Epizentrum. Gerade aus Kärnten werden nun die Stimmen wieder lauter, die sich für die Schließung der Anlage stark machen. Unter ihnen auch Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser(SPÖ).
„Es muss ja hoffentlich nicht erst zu einer Katastrophe und tausenden Todesopfern kommen, bevor die europäische Politik erkennt, dass es ihre oberste Aufgabe ist, Menschen zu schützen und nicht ihre Gesundheit irgendwelchen Konzerninteressen zu opfern“, macht Kaiser deutlich.
Ziel sei es für ihn, eines Tages ein Europa ohne Kernkraft zu sehen. Er erwarte sich insbesondere von der EU entsprechend rigorose Schritte und Hilfen für alle europäischen Staaten beim Ausstieg aus Atomenergie. Kaiser richtet auch einen Appell an die Bundesregierung, hier die Zusammenarbeit mit slowenischer Seite zu suchen.
2012
Infolge eines Hochwassers verstopfen Laub und Schlamm die Filter der Kühlpumpen. Es kommt zur Notabschaltung.
2013
Versagen eines Isolationsventils an der Hauptdampfleitung, einem der wichtigsten Ventile im Sekundärkreislauf.
2017
Fehler eines Entlastungsventils, Dampf tritt aus, Abschaltung
Kein Schaden
Sloweniens Premier Janez Janša teilte mit, dass das Erdbeben keine gröberen Schäden in seinem Land angerichtet habe, und dass im von Slowenien und Kroatien gemeinsam betriebenen Kernkraftwerk alles normal laufe. Die Behörden hätten entschieden, das AKW nicht abzuschalten, Analysen und Kontrollen bei laufendem Betrieb durchzuführen.
Auch der Leiter der Geophysikabteilung des ZAMG Wolfgang Lenhardt sieht im Moment keine Veranlassung, das AKW herunterzufahren. Dieses mache das ohnehin automatisch, sobald Gefahr im Verzug sei. Kriterien für ein „Shut-Down“ sind vor Ort gemessene Bodenbewegungen oder das Erkennen technischer Fehler im System. Diese Parameter werden von der Atomenergiebehörde in Wien festgelegt. Die Bebentätigkeit konzentrierte sich nördlich von Zagreb, und nicht in der unmittelbaren Umgebung von Krško. Das Epizentrum des Bebens war ungefähr 40 Kilometer vom Atomreaktor entfernt. Gefährlich hätte es bei dieser Stärke laut Lenhardt nur werden können, wenn das Epizentrum unmittelbar in der Nähe des AKWs gewesen wäre.
Der Geophysiker sieht aber dennoch ein Gefahrenpotenzial: „Im Vergleich mit allen anderen in der Umgebung von Österreich in Betrieb befindlichen Atomkraftwerken ist Krško ein Standort, der am stärksten Erdbeben ausgesetzt sein kann.“ Das schwächste Glied eines AKW bestimme das Ausmaß eines möglichen Unfalls. Es komme sehr auf den Zustand des Kraftwerks, aber auch auf systemrelevante Unterstützungssysteme (z.B Kühlung) an.
Der Zustand von Krško wird von der Umweltorganisation Global 2000 kritisiert, das AKW als Uraltreaktor typisiert und aufgrund der vielen Zwischenfälle ein Abschalten fordert.