Chronik/Österreich

Einsatz gegen Hools: "Ungutes Gefühl bleibt"

Drei Monate nach den Unruhen beim Fußballspiel Red Bull Salzburg gegen Ajax Amsterdam ist der missglückte Polizeieinsatz jetzt wieder im Gespräch. Eine Polizistin hat in einem Brief an den ORF die Polizeiführung scharf kritisiert. Sie beschreibt, wie eine Horde Hooligans am 27. Februar randalierend, prügelnd und stehlend durch die Stadt zogen. Sie zündeten bengalische Feuer, blockierten den Verkehr in der Innenstadt und demolierten einige Autos in einer Unterführung. Bis jetzt habe es keine Konsequenzen, keine Strafen für die Vandalen gegeben. Sie kritisiert auch die Einsatzleitung: Als die Situation gefährlich wurde, habe "Funkstille" geherrscht, die Verstärkung habe zu lange auf sich warten lassen.

Gefahr unterschätzt

Seit im Internet Videos des wüsten Fanmarsches kursieren, muss die Polizei eingestehen, dass der Einsatz "suboptimal" gelaufen ist. "Wir haben die Gefahr falsch eingeschätzt", sagt Arno Kosmata, stellvertretender Landespolizeidirektor. "Mit den Informationen, die uns damals von der holländischen Exekutive vorlagen, war mit einem Fanmarsch in dieser Dimension nicht zu rechnen. Darauf haben wir unser ursprüngliches Konzept aufgebaut und waren, als die Lage eskaliert ist, kurzfristig unterbesetzt."

Der Einsatz wurde evaluiert, taktische Fehler mit den Führungskräften analysiert, sagt Kosmata. Die Schadensbilanz: Fünf Sachbeschädigungen an Autos, einen Ladendiebstahl in einer Bäckerei und einen Polizisten, der allerdings nicht beim Marsch, sondern im Stadion leicht verletzt wurde.

Kommunikation

"Es erstaunt mich, dass die Kritik dieser Polizistin so spät kommt. Es wäre besser gewesen, sie hätte sich mit ihren Bedenken an einen Vorgesetzten gewendet. Man hätte das im Gespräch sicher lösen können", sagt er.

Dass die Kommunikation innerhalb der Landespolizeidirektion verbesserungswürdig ist, findet auch Polizeigewerkschafter Walter Deisenberger. Allerdings andersherum: von oben nach unten. "Bei der Aufarbeitung des Falles Ajax wurden jene Beamten, die damals direkt mit den randalierenden Fans konfrontiert waren, zu wenig einbezogen. Die Eskalation ist vielen noch lebhaft im Gedächtnis. Gerade weil in Zukunft laufend solche Großeinsätze zu erwarten sind, bleibt ein ungutes Gefühl."

Als der FC Basel einige Wochen später in Salzburg spielte, rückte ein Großaufgebot an Exekutive aus ganz Österreich an. Der Einsatz verlief laut Polizei reibungslos. Nur ein paar Journalisten, die sich in Erwartung einer erneuten Randale unter die Basel-Fans gemischt hatten, mussten leichte Blessuren einstecken.