Chronik/Österreich

Einbruch bei Wohnbaukrediten und Flucht über die Grenze

Der Name ist sperrig, die Auswirkung weitreichend: Mit der sogenannten „Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung“ gelten in Österreich seit August strengere Richtlinien bei der Kreditvergabe. Die hierzulande oftmals lockere Vergabe sollte damit beendet werden. Wer eine Immobilie finanzieren möchte, muss nun ein Eigenkapital von 20 Prozent vorweisen. Bei den explodierenden Preisen für viele eine knappe Kalkulation. Und der Teufel liegt wie so oft im Detail: Wer beispielsweise von einer kleineren Wohnung in eine größere ziehen möchte, kann seine Immobilien nicht ins Eigenkapital einrechnen. Es sind vor allem all jene, die sich in jungen Jahren ein Eigenheim aufbauen wollen, vermehrt mit Kredit-Absagen konfrontiert.

In Salzburg kommt ein weiterer Knackpunkt hinzu: Für förderungswürdige Käufer oder Häuslbauer zahlt das Land einen Einmalzuschuss. Dieses Geld – im Schnitt 50.000 Euro pro Wohnungskauf – zählt aber nicht als Eigenkapitalanteil, weil es erst bei Einzug ausgezahlt wird. „Ausgeträumt!“, heißt es damit für immer mehr Antragsteller im Beratungsgespräch mit der Bank.

Raiffeisen meldet in Salzburg in dem Geschäftsfeld beispielsweise einen Einbruch von rund einem Drittel. Andere Kreditinstitute klagen über eine ähnliche Entwicklung. Immer mehr Antragsteller weichen über die deutsche Grenze aus, wo der EU-Auftrag anders umgesetzt wurde. „Es ist derzeit ein Anstieg aus dem Salzburger Raum festzustellen“, bestätigt Johann Praxenthaler von der Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost.

Reparatur der Verordnung gefordert

Die Politik sucht nach Reparaturmöglichkeiten auf Landes- und Bundesebene. ÖVP-Klubobmann Wolfgang Mayer: „Der Zuschuss aus der Wohnbauförderung muss als Eigenkapital gelten. Wir prüfen Möglichkeiten.“ Denkbar sei es, das Geld zu Beginn eines Kaufes auszuzahlen und auf einem Treuhandkonto zu parken. Ein weiterer Weg ist die Übernahme von Garantien für Eigenkapital, wie ihn Niederösterreich geht. Mayer in Richtung der zuständigen Landesrätin Andrea Klambauer (Neos): „Wir brauchen eine Anpassung im Landesgesetz. Das muss heuer noch passieren.“ Klambauer hat damit wenig Freude: Die Finanzmarktaufsicht und ÖVP-Minister Magnus Brunner hätten hier überschießend reagiert. Die Landesrätin fordert eine Änderung auf Bundesebene und brachte das auch bereits bei einem Treffen der Landeswohnbaureferenten im September ein. Der Kredit-Tourismus nach Deutschland müsse gebremst werden, heißt es aus ihrem Büro.

Der drohende Total-Einbruch bei Wohnbau-Krediten ist heute, Mittwoch, auch Thema im Landtag. Die ÖVP brachte dazu einen Antrag ein. Ziel: ein Salzburger Schulterschluss mit klarem Signal Richtung Wien. Die verschärften Richtlinien sollen überdacht und Ausnahmen für junge Antragssteller bis 35 Jahre geprüft werden.