Ein Landes-Heli für das Hubschrauber-Land
Von Christian Willim
Die Palette an Naturgefahren ist im alpinen Bundesland Tirol eine breite. Die reicht von Felsstürzen, Lawinen, Überschwemmungen bis hin zu Waldbränden in steilem Gelände. Der Klimawandel hat die Zahl derartiger Extremereignisse bereits in die Höhe gehen lassen. Die rasche Hilfe kommt in den Bergen nicht selten aus der Luft.
Das gilt auch für die große Zahl an Alpinsportlern und Urlaubern, die sich in Tirol in den Bergen tummeln. Kein anderes Bundesland hat eine derartige Dichte an Hubschraubern, die im Ernstfall bereit verfügbar sind. Im Winter stehen für die Flugrettung 16 Hubschrauber von verschiedenen Anbietern, die sich immer wieder um das Geschäft streiten, parat.
Zusätzlich ist in Tirol ein Polizeihubschrauber bei Lawinen- und anderen Bergunfällen im Einsatz. Vom Land Tirol um vier Millionen Euro angeschafft, wird nun ein „Landeshubschrauber“, der am Donnerstag in Dienst gestellt wurde, von der Polizei betrieben. Die Heli-Dichte ist damit noch größer geworden.
„Wir haben immer wieder damit zu tun, das Naturkatastrophen passieren“, sagte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) zu der Beschaffung am Donnerstag beim Betriebsstart der Maschine nahe dem Innsbrucker Flughafen. Die Einsatzbereitschaft eines permanent in Tirol stationierten Hubschraubers sei „unerlässlich“.
Die Geschichte der Anschaffung des Landeshubschraubers ist im Rückblick durchaus kurios. Als das Verteidigungsministerium 2015 einen Hubschrauberstandort in Vomp bei Schwaz schließen wollte, gab es in Tirol einen Aufschrei. Der Katastrophenschutz sei in Gefahr, hieß es. Die Idee für einen eigenen Landeshubschrauber wurde geboren.
Weg und wieder da
Letztlichschickte das Bundesheer die zwischenzeitlich abgezogenen Alouette III, die tatsächlich kaum im Assistenzeinsatz gestanden war, wieder nach Tirol zurück. Da war der Deal zwischen Landeshauptmann Platter und der damaligen VP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bereits eingetütet.
Der sieht vor, dass das Land die Anschaffung des Hubschraubers bezahlt, das Innenministerium für den Betrieb zuständig ist.
Vorbildwirkung
„Ich bin froh, dass der Bundesheerhubschrauber wieder in Vomp steht. Aber die Besetzung ist sehr bescheiden“, sagte Platter auf diese Entwicklung angesprochen. Und der derzeitige Innenminister Wolfgang Peschorn meinte in Innsbruck gar, dass „diese Zusammenarbeit ein gutes Beispiel sein kann“.
Das Land Tirol verweist darauf, dass die Polizei seit Dezember 2017, als ein gewaltiger Felssturz die Straße ins Valsertal verschüttete, 450 Flugstunden für den Zivil- und Katastrophenschutz in Tirol absolviert hat. Allein im vergangenen Winter seien rund 70 Stunden für Lawinenerkundungsflüge geleistet worden.
„Wir haben einen Gleichzeitigkeitsfaktor“, nannte Landespolizeidirektor Helmut Tomac einen Grund dafür, warum ein zusätzlicher Hubschrauber zum bereits stationierten Sinn mache.
So kann künftig etwa gleichzeitig aus der Luft nach einem Bankräuber gefahndet werden, während die zweite Maschine bei Bedarf einen Bergrettungseinsatz fliegt.
Nachteinsätze
Der „Landeshubschrauber“ kann für beides genutzt werden. Technische Besonderheiten der Maschine erweitern das Einsatzgebiet. Ein spezieller „Doppellasthaken“ ermöglicht Personenbergungen und den Einsatz bei Waldbränden. Außerdem ist der Hubschrauber mit einem Nachtflugsystem ausgerüstet, was den Aktionsradius ebenfalls erhöht.