Ein Gespräch mit Frau Hase: "Unsere Kinder sind unsere Hasenbabys"
Namenswitze gehören sich nicht. Dennoch meldet sich Kerstin Hase am Telefon lachend mit dem Satz: „Es ist Ostern, und die Familie Hase macht Urlaub.“ Mit ihrem Mann führt sie die Möbelmanufaktur Hase & Kramer in Dornbirn.
Ihr Mann ist bereits der achte Anton Hase in seiner Familie. „Und unser Sohn Anton Emil der neunte“, erzählt die 43-Jährige.
Die Familie Hase ist eine Seltenheit, nicht nur in Vorarlberg. „Der Familienname Hase ist von der Häufigkeit her gesehen der 29.419. häufigste Nachname in Österreich“, schreibt die Statistik Austria in ihrem Nachnamenatlas. Maximal fünf menschliche „Hasen“ leben demnach jeweils über Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Niederösterreich, Wien und das Burgenland verstreut. Viel häufiger ist die Schreibweise Haase – vor allem in Deutschland (siehe unten).
Wikipedia listet keinen einzigen Österreicher, der mit Nachnamen Hase heißt. Zu den deutschen bekannten „Hasen“ zählt die Schauspielerin Annemarie Hase, die in den Goldenen Zwanzigern als Kabarettistin Erfolge feierte. Siebzig Jahre später gewann Dagmar Hase bei den Olympischen Sommerspielen in Barcelona Gold über 400 Meter Freistil. Sie zählt bis heute zu den erfolgreichsten Schwimmerinnen der Bundesrepublik. Für einen Rekord sorgte im Jahr 2020 auch die Deutschnamibierin Leonie von Hase: Sie wurde als erste Mutter und älteste Teilnehmerin jemals zur „Miss Germany“ gekürt. Paul von Hase war ein Kommandant und Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg und wurde nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 zum Tode verurteilt.
Mehr Prominente findet man unter dem Nachnamen Haase. Als Chantal im Film „Fack ju Göhte“ bekannt wurde die deutsche Schauspielerin Jella Haase. Zwei Jahre jünger ist ihre Landsfrau Melody Haase, ein Reality-TV-Sternchen. Die Österreicherin Margarete Haase wurde 2011 von der Financial Times zur „Managerin des Jahres“ gewählt. Susanne Haase sitzt für die SPÖ im Wiener Landtag.
Importiert
Auch ihr Familienname ist zugewandert, sagt Kerstin Hase. „Der Urgroßvater meines Mannes war Sudetendeutscher mit Verwandtschaft in Vorarlberg. Als er vertrieben wurde, flüchtete er nach Dornbirn, wo er die Tischlerei gegründet hat.“ Jahrzehnte später heiratete die gebürtige Tirolerin in die Familie Hase ein. „Ich mochte den Namen von Anfang an. Es ist schon ein bisschen ein Running Gag, dass ich meinen Mann wegen seines Nachnamens geheiratet habe“, scherzt sie.
Irritiert hat die Prokuristin und Verkaufsleiterin zu Beginn eine Vorarlberger Redewendung: Das kascht d’Haso gio, Das kannst du den Hasen geben, bedeutet, dass etwas nicht gebraucht wird. „Als ich das zum ersten Mal gehört habe, hab ich mir schon gedacht, was soll ich damit jetzt anfangen.“
Häufiger als halblustige Namenswitze komme vor, dass der Nachname zum Spitznamen umfunktioniert wird. Nein, ihr Mann nennt sie nicht Hasi, verrät die zweifache Mama. „Aber unsere Kinder sind für uns schon unsere Hasenbabys, unsere kleinen Häschen.“
Nächste Generation
Mit den „Häschen“ Anton, 12, und Theodor, 9, ist der Fortbestand des Namens für die nächste Generation gesichert. „Ein Mädchen aus der Klasse meines Sohnes hat sogar gesagt, sie möchte einmal den Theo heiraten, weil sein Nachname so schön ist.“
Und was macht Familie Hase zu Ostern? „Wir besuchen die Verwandtschaft in Tirol und suchen nach Zillertaler Tradition schon am Samstagnachmittag die Eier.“ Lebende Fellhasen kommen ihnen bei aller Verbundenheit nicht in die Wohnung. Einen Lieblingshasen hat sie aber, sagt Kerstin Hase. „Ich mag Miffy, die Bücher habe ich meinen Kindern vorgelesen. Mein Mann findet wahrscheinlich Roger Rabbit besser.“